Ohne Praxisgebühr gehen wieder mehr Patienten zum Zahnarzt
Auch Fachärzte werden vermehrt aufgesucht.
Düsseldorf. Sie sollte Patienten von unnötigen Arztbesuchen abhalten, doch anstatt die Rundum-Sorglos-Mentalität einzudämmen, sorgte die Praxisgebühr vor allem für viel Verdruss. Nun ist sie Geschichte und erste Zahlen zeigen: Der Deutsche geht wieder häufiger zum Zahnarzt.
Die Behandlungsfälle beim Zahnarzt stiegen im ersten Quartal 2013 gegenüber dem Vergleichsquartal des Vorjahres um 2,6 Prozent auf rund 20,7 Millionen. Im zweiten Quartal waren es 21,8 Millionen Patienten — 5,8 Prozent mehr. Das berichtet die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV). Wie kommt es zu dem Anstieg? KZBV-Sprecher Reiner Kern begründet: „Früher konnte man ein Mal im Kalenderhalbjahr gebührenfrei zur zahnärztlichen Kontrolle. Sie wurde nur erhoben, wenn noch etwas gemacht werden musste. Doch die potenzielle Gebühr hat viele abgehalten.“ Es sei gut, dass wieder mehr Patienten kämen. Denn: „Die Leute gehen wieder vorsorgeorientiert und regelmäßig.“
Auch bei den weiteren niedergelassenen Ärzten gab es in den ersten Monaten des Jahres mehr Zulauf als im Vorjahreszeitraum, teilte die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) mit. Dies sei aber nicht in erster Linie auf die gefallene Hürde Praxisgebühr zurückzuführen. „Zu Beginn des Jahres gab es eine Erkältungs- und Grippewelle , so dass mehr Patienten versorgt werden mussten“, sagte KBV-Chef Andreas Köhler. Deutliche Rückgänge von bis zu 80 Prozent habe es aber bei den Überweisungen gegeben. Nur wer eine hatte, musste nicht mehrfach die Gebühr in einem Quartal bezahlen.
Die schwarz-gelbe Koalition kippte den 2004 eingeführten Zehn-Euro-Aufschlag wegen der guten Finanzlage der Kassen. Wie bei den aktuellen Koalitionsverhandlungen von Union und SPD bekannt wurde, dürfte die gesetzliche Krankenversicherung ab 2015 aber wohl wieder ins Minus rutschen.