Oktoberfest-Attentat: Nach 34 Jahren führen die Spuren in rechtsextreme Kreise
Beim Oktoberfest-Attentat starben 13 Menschen. Jetzt wird wieder ermittelt. Eine neue Zeugin meldet sich.
Düsseldorf. Drei Jahrzehnte hat der Anwalt Werner Dietrich genau darum gekämpft: Die Ermittlungen zum Oktoberfest-Attentat vom 26. September 1980 werden wieder aufgenommen. Bei dem Anschlag waren 13 Menschen getötet und 200 verletzt worden. Unter den Toten ist der Attentäter Gundolf Köhler, ein ehemaliger Anhänger der rechtsextremen „Wehrsportgruppe Hoffmann“.
Opfervertreter und Politiker besonders der Grünen hatten stets öffentlich angezweifelt, dass der grausame Anschlag das Werk eines Einzelnen war. Den damaligen Ermittlungen zufolge beging Köhler die Tat aus Frust, auch über eine verpatzte Prüfung. Nun sagt Generalbundesanwalt Harald Range, es sei das „schwerste rechtsextremistische Attentat in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland“. Eine neue Richtung. Opfervertreter hatten wiederholt kritisiert, Spuren in rechtsradikale Kreise seien nicht ausreichend verfolgt worden. Ein Grund, in dem Fall neu zu ermitteln, ist eine neue Zeugin, die Dietrich präsentiert hat.
Die Frau gibt an, sie habe am Tag nach dem Anschlag Flugblätter mit einem Nachruf auf den Bombenleger Köhler gefunden — noch bevor dessen Name öffentlich bekannt war. Sie hatte damals als Studentin Sprachkurse in einer Aussiedler-Unterkunft gegeben und wollte eine Jacke in einen Schrank hängen. Dort sah sie neben den Flugblättern zwei Pistolen. Sie sei zur Polizei gegangen, aber abgewimmelt worden, sagt Dietrich. Ebenso wie er kämpfte auch der Reporter Ulrich Chaussy vom Bayerischen Rundfunk jahrzehntelang für eine Wiederaufnahme der Ermittlungen.
Die Chancen, die Hintergründe aufzuklären, seien in den 80er Jahren weit besser gewesen. Doch die Geschichte der Ermittlungen sei „von Vertuschungen geprägt“ gewesen. „Neue Beweismittel aus lange zurückgehaltenen Ermittlungsakten und Zeugenaussagen, die kaum mit den bisherigen Ermittlungsergebnissen in Einklang zu bringen sind, haben unsere Zweifel noch verstärkt“, sagte der Grünen-Fraktionsvize im Bundestag, Konstantin von Notz. Nach dem Versagen bei der Aufdeckung der NSU-Morde und dem NSA-Skandal sei das Vertrauen in die Sicherheitsbehörden beschädigt — der Fall müsse vollständig aufgeklärt werden.
Schon vor Jahren gab es Berichte, dass ein Zeuge ein Rechtsradikaler gewesen sein und Verbindungen zum Verfassungsschutz gehabt haben könnte. Spekuliert wurde zeitweise auch, ob es einen Zusammenhang mit dem Anschlag auf den Bahnhof von Bologna im August 1980 mit 85 Toten gab.