Patientenschützer: Suizidrate der über 60-Jährigen steigt
Berlin (dpa) - Die Selbsttötungsrate bei den über 60-Jährigen steigt nach Angaben der Deutschen Stiftung Patientenschutz weiter besorgniserregend an. Unter den jährlich 10 000 Menschen, die sich das Leben nehmen, gehörten 45 Prozent dieser Altersgruppe an.
Dabei mache sie nur 27 Prozent der Gesamtbevölkerung aus, sagte Stiftungsvorstand Eugen Brysch der Deutschen Presse-Agentur. Während die Bundesregierung den Ausbau von Hospiz- und Palliativarbeit für sterbende Menschen plane, „ist bei der Suizidprophylaxe im Alter keine Verbesserung in Sicht“.
Heute ist der Weltsuizidtag. Weltweit nehmen sich jährlich schätzungsweise eine Million Menschen das Leben. In Deutschland versuchen 100.000 Menschen, sich selbst zu töten. Etwa 10.000 unter ihnen sterben. „Das sind mehr Tote im Jahr als durch Verkehrsunfälle, Mord, Totschlag, illegale Drogen und Aids zusammen“, sagte Brysch.
Häufig leiden die Betroffenen laut Brysch an Depressionen, die oft nicht erkannt und somit nicht therapiert werden. In Pflegeheimen habe sogar die Hälfte der Bewohner depressive Symptome und jeder Fünfte leide unter schwerer Depression, sagte Brysch. Es gelte daher, ein „Aktionsprogramm Suizidprophylaxe 60plus“ einzurichten, das auch den Aufbau mobiler psychotherapeutischer und neurologischer Teams vorsehe.
Die Grünen forderten die Bundesregierung auf, eine Aufklärungskampagne zu starten. Die Bürger müssten ein Bewusstsein für das Thema entwickeln, Hilfsangebote kennenlernen und Vorurteile abbauen können, sagte die Grünen-Gesundheitspolitikerin Maria Klein-Schmeink. „Der Besuch beim Psychiater, der Psychotherapeutin, dem Krisendienst oder der Beratungsstelle sollen so selbstverständlich wie der Arztbesuch bei einem Beinbruch werden.“
Die Grünen hatten einen entsprechenden Antrag im Bundestag eingebracht. Darin heißt es, „viele Menschen, die sich etwa aus Verzweiflung, Vereinsamung oder fehlender Wertschätzung selbst töten wollen, suchen Hilfe“. Das Thema Suizid sei in Deutschland tabuisiert und mit vielen Vorurteilen behaftet. Betroffene hätten Angst vor Stigmatisierungen, Verlust sozialer Kontakte und Zwangsbehandlungen.