Flüchtlingen helfen ja — aber wie?

Die Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung ist ungebrochen. Aber nicht alle Helfer sind willkommen. So reagieren die Kommunen.

Düsseldorf. In Velbert sorgt die Abweisung von sechs ehrenamtlichen Helfern des „Projekts Waldschlößchen“ der Flüchtlingshilfe Velbert für Empörung. Sie geben den Kindern Deutschunterricht und sammeln Spenden — dürfen die Halle, in der 142 Flüchtlinge untergebracht sind, aber nicht betreten. Daher lernen die Flüchtlinge bislang auch bei herbstlichen Temperaturen in Zelten vor der Einrichtung. „Wir Helfer haben schon überlegt, ob wir den Deutschunterricht jetzt verweigern sollen. Die Grenze der Belastbarkeit ist erreicht“, sagt die 34-jährige Ehrenamtlerin Jenny Jäckel.

Die Bezirksregierung Düsseldorf, zuständig für die Akquise und Einrichtung der Notunterkünfte, bitte um etwas Geduld, bis alles reibungsloser funktioniert. Der stellvertretende Pressesprecher der Bezirksregierung, William Wolfgramm, erklärt, dass die Behörde in den meisten Fällen die Kommunen um Amtshilfe gebeten, also ihnen die Entscheidungen übertragen hat.

Wuppertaler warten auf Flüchtlinge
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„Wer helfen möchte, sollte sich an die betreffende Stadt wenden,“ so Wolfgramm. Zu dem Fall in Velbert will er sich nicht äußern, das sei Sache der Stadt. Die Bezirksregierung begrüßt aber das große Engagement der Bevölkerung. Wolfgramm: „Wir hoffen, dass die Hilfsbereitschaft auch mittelfristig nicht nachlässt.“ Er kündigt an, die Behörde werde versuchen, die Kommunikation neu zu organisieren. „Das wird in den nächsten Tagen anders aussehen“, so Wolfgramm.

In Wuppertal haben sich bereits viele Initiativen gegründet, in denen sich ehrenamtliche Helfer organisieren. Am Mittwoch fand sich im Stadtteil Cronenberg das „Cronenberger Bündnis für Flüchtlinge“ zusammen, um den am Dienstag neu angekommenen Flüchtlingen zu helfen, die vorläufig im Schulzentrum Süd auf dem Küllenhahn untergebracht sind.

Düsseldorf: 900 Flüchtlinge in zwei Sonderzügen angekommen
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Düsseldorf: 900 Flüchtlinge in zwei Sonderzügen angekommen

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Am Donnerstag informieren Oberbürgermeister Peter Jung (CDU) und Sozialdezernent Stefan Kühn um 18 Uhr im Schulzentrum Süd über die aktuelle Lage. Hier sollen alle Fragen, die mit der Unterbringung von Flüchtlingen zu tun haben, geklärt werden. Laut Kühn werden dabei auch Listen ausgegeben, auf denen sich freiwillige Helfer eintragen können, damit die Hilfe gebündelt werden könne.

Wuppertal beschäftigt zwei Mitarbeiterinnen, die sich um die Einteilung der Ehrenamtler kümmern. „Wir weisen niemanden ab, der helfen möchte“, sagt Stadtsprecherin Martina Eckermann. Allerdings weist sie darauf hin, dass Hilfsangebote, die direkt an den Notunterkünften abgegeben werden, nicht angenommen werden können.

„Am besten wenden sich Interessierte direkt an Hilfsorganisationen wie das Rote Kreuz oder die Caritas oder werden in Quartiersvereinen aktiv“, so Eckermann. Die Hilfe müsse über eine Organisation kommen, damit sie auch die Asylbewerber erreiche. Die Stadt bündelt auf ihrer Homepage wuppertal.de alle nötigen Kontaktdaten.

Auch in Düsseldorf ist die Hilfsbereitschaft groß. Um diese zu koordinieren, wurde eine Hotline (0211/ 899 00 09) eingerichtet, bei der Bürger erfahren können, wo Hilfe benötigt wird und an welche Stellen sie sich wenden können. Nachdem die Stadt am vergangenen Sonntag Bürger vorerst gebeten hat, von einem persönlichen Willkommenheißen am Bahnsteig abzusehen, sind die Verantwortlichen inzwischen wieder offen für solche Gesten. „Dass die Düsseldorfer die Menschen begrüßen möchten, ist eine schöne Sache. Nachdem jetzt der logistische Rahmen für das Ankommen der Geflüchteten geklärt ist, kann so ein warmherziger Empfang auch wieder stattfinden“, so eine Sprecherin der Stadt.

Nach wie vor ungebrochen ist in Krefeld die Welle der Hilfsbereitschaft für die Flüchtlinge, sagt Christoph Bönders vom Flüchtlingsrat. Nur die Umsetzung in konkrete Taten sei schwierig, sagt er. Bönders: „Der Austausch mit den städtischen Behörden ist schwierig, weil insbesondere der Fachbereich Soziales stark überlastet ist.“ Verschärfend komme hinzu, dass nur drei Sozialarbeiter für 1800 Asylsuchende zuständig sind.

„Normal wäre“, so Bönders, „ein Schlüssel von eins zu hundert. Aber wir wären ja auch mit einem doppelt so großen Schlüssel einverstanden“. „Der Zugang zu den Flüchtlingen ist für die Unterstützer und Helfer sehr schwer“, stellt der katholische Arbeiterpfarrer Albert Koolen fest, der sich unter anderem um die Insassen der Turnhalle in der Lindenstraße kümmert. In dieser Notunterkunft war es vor einigen Monaten zu Auseinandersetzungen zwischen Betreuern und Asylsuchenden wegen deren monatelangen Aufenthalts in der Turnhalle gekommen.

Sozialamtsleiter Wolfram Gottschalk hatte damals versichert: „Ich werde den Fall zum Anlass nehmen, nochmals gezielt die Mitarbeitenden für solche Fälle zu sensibilisieren.“ Sabine Trebo und Inge Krämer, die sich als Nachbarinnen um die Insassen der Halle kümmern, klagen nach wie vor über viele Hürden. Stolz sind sie darauf, dass sie einigen Flüchtlingen Wohnungen in der Umgebung beschaffen konnten.

Reglungen für ehrenamtliche Helfer gibt es bisher nicht. Eine Voraussetzung ist ein Führungszeugnis. Von Besuchen in Flüchtlingsunterkünften rät das Sozialamt dringend ab: „Diese sind kein Zoo. Die Ankömmlinge brauchen vor allem zwei Dinge: Ruhe und etwas zum Essen.“ Für Anfragen hat die Stadt eine Internetseite: www.krefeld.de/flüchtlinge und eine Hotline geschaltet: 02151/86 44 44.

In Solingen engagieren sich viele Bürger für die Flüchtlinge. Sie bieten Hilfe an und starten eigene Sammelaktionen. Die ehrenamtliche Hilfe wird zentral von der Koordinierungsstelle für ehrenamtliche Flüchtlingshilfe koordiniert, die bei der Arbeiterwohlfahrt angesiedelt ist.

Wegen der großen Zahl an Flüchtlingen und weil so viele Solinger Bürger helfen und spenden wollen, stoßen sowohl die Awo, als auch die Stadtverwaltung an personelle Kapazitätsgrenzen. Darum werden nicht immer alle Sachspenden angenommen. Das spornt manche Bürger zur Eigeninitiative an. Abgabestellen sind im Sozialkaufhaus, beim Deutschen Roten Kreuz und der Kleiderkammer der Heilsarmee.

Wenig Klagen aus der hilfsbereiten Bevölkerung sind in Remscheid zu hören. Die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Stellen scheint dem Vernehmen nach gut zu laufen. Die ehrenamtliche Hilfe koordiniert das Stadtmarketing. Sachspenden nehmen die Johanniter entgegen und übernehmen deren Verteilung.