Meinung Wie Städte das Ende der Hilfsbereitschaft riskieren
Keine Frage, ohne das Engagement der vielen freiwilligen Helfer sähe es düster aus im Land. Hunderte heißen die Geflüchteten an Bahnhöfen willkommen, verteilen Kleidung und Spielzeug, Tausende helfen in Unterkünften, geben Deutschunterricht, sammeln Spenden oder bieten Wohnraum an.
„Europa, das sind diejenigen, die in München Flüchtlinge begrüßen“, sagt EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker.
Ebenso gut hätte er Dortmund und Düsseldorf nennen können. Viele wollen helfen, und doch wird manch (gut gemeintes) Angebot abgewiesen. Hier werden die Freiwilligen vom Bahnhof ferngehalten, dort dürfen sie nicht in Unterkünfte. An anderer Stelle bieten Menschen Wohnraum an wie Sauerbier und finden niemanden in der Stadtverwaltung, der ihn vermitteln würde. Und manche Hotline ist eher eine Notline.
Überforderung? Ja! Organisationsversagen? Auch! Kommunen, die von der Bezirksregierung im Regen stehen gelassen werden? Ja, von allem ein bisschen. Böse Absicht freilich kann man den Behörden kaum unterstellen — gewiss fehlt es aber hier und da am nötigen Fingerspitzengefühl. Jemand, der tagelang vergeblich versucht, seine Hilfe anzubringen, wird irgendwann entnervt aufgeben; wer mit Spenden von hier nach da und dann nach Hause geschickt wird, kommt garantiert nicht wieder.
Was fatale Folgen haben könnte. Man muss kein Hellseher sein, um zu ahnen, dass die Hilfsbereitschaft bald von allein nachlassen wird. Wenn Menschen sich dann noch vom Amt oder Organisationen vor den Kopf gestoßen fühlen, ist es vorbei mit der Willkommenskultur, die ohnehin noch ihren Platz zwischen Anteilnahme, Happening und politischer Instrumentalisierung finden muss.
Richtig ist, den Kommunen die Entscheidung zu überlassen, was wo am dringendsten benötigt wird. Eine zentrale Anlaufstelle etwa beim Innenministerium oder einer Bezirksregierung bringt herzlich wenig für die Arbeit an Ort und Stelle. Was freilich nicht bedeuten kann, die übergeordneten Stellen aus der Pflicht zu entlassen.
Düsseldorf hat gute Erfahrung mit seiner im vorigen Jahr ernannten Flüchtlingskoordinatorin gemacht, andere Städte wie Krefeld und Erkrath haben ähnliche Stellen geschaffen. Das könnte ein Modell auch für andere Kommunen sein — ein hauptamtlicher Kümmerer für die ehrenamtlichen Kümmerer. Dann klappt’s auch mit der Hilfe.