„Pille danach“ bald rezeptfrei: Ärzte in Sorge

Köln (dpa) - Mehrere Ärzteverbände sehen der anstehenden Rezeptfreiheit für die „Pille danach“ mit großer Besorgnis entgegen. Sie befürchten lückenhafte Beratung und ungewollte Schwangerschaften.

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In einem Brief an Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) heißt es, mit dem künftig rezeptfreien Kauf in Apotheken sei zu befürchten, dass Frauen nicht oder nicht ausreichend beraten würden. „Eine fehlerhafte Beratung erhöht jedoch die Gefahr unerwünschter Schwangerschaften dramatisch.“

Das Schreiben haben der Berufsverband der Frauenärzte, die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe und die Gesellschaft für Gynäkologische Endokrinologie verfasst. Sie warnen davor, dass die - weltweit niedrigste - Rate von Schwangerschaftsabbrüchen bei Teenagern in Deutschland „als Folge einer lückenhaften Aufklärung künftig ansteigen könnte“.

Widerspruch kam von der nordrhein-westfälischen Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne). Eine fachliche Beratung bleibe durch den Bezug über die Apotheken sichergestellt - und zwar rund um die Uhr. Auch die Kritiker sollten die Not der Frauen ernst nehmen. Die Aufhebung der Rezeptpflicht sei überfällig und in anderen europäischen Ländern ohne negative Folgen geblieben, betonte sie.

Brüssel hatte entschieden, dass die „Pille danach“ in der gesamten EU ohne Rezept erhältlich sein soll. Gröhe hatte daraufhin angekündigt, das deutsche Recht für die beiden in der Bundesrepublik erhältlichen Präparate anzupassen.

Nachdem der Bundestag die Aufhebung der Rezeptfreiheit kürzlich beschlossen hat, soll sich Ende dieser Woche der Bundesrat damit befassen. Nach bisheriger Planung soll es die „Pille danach“ ab Mitte März rezeptfrei geben. Je nach Wirkstoff kann damit bis zu 72 Stunden beziehungsweise bis zu 120 Stunden nach ungeschütztem Sex ein Eisprung gehemmt oder verzögert werden.