Politische Farbenspiele an der Waterkant

Schwarz-Rot, Rot-Grün-Blau oder Schwarz-Grün-Gelb — in Kiel sind viele Koalitionen denkbar.

Kiel. Björn Engholm, Heide Simonis und — nach sieben Jahren in der Opposition — Torsten Albig als Ministerpräsident. So stellt sich das die SPD in Schleswig-Holstein vor. Kiels Oberbürgermeister Albig will bei der Wahl am Sonntag den scheidenden CDU-Ministerpräsidenten Peter Harry Carstensen ablösen. Mit Grünen und Südschleswigschem Wählerverband (SSW), Parteifarbe Blau, könnte er es schaffen, sagen Umfragen. Der SSW unterliegt nicht der Fünf-Prozent-Klausel und gilt als links.

Es kann aber auch ganz anders kommen: Mit CDU-Mann Jost de Jager als Regierungschef einer großen Koalition oder einem anderen Dreierbündnis statt der „Dänen-Ampel“. Und Wolfgang Kubicki könnte den dramatischen Niedergang der FDP stoppen — der Einzug in den Landtag scheint nach den Umfragen jedenfalls gewiss.

Ungewiss wie selten erscheinen dagegen Koalitionsmöglichkeiten. Da der Landtag mit CDU, SPD, Grünen, FDP, SSW und den Piraten wohl wieder sechs Fraktionen haben wird, kommen außer einer großen Koalition vermutlich nur Dreierbündnisse infrage. Von der „Dänen-Ampel“ über „Jamaika“ aus CDU, Grünen und FDP bis zur rot-gelb-grünen Ampel reicht das mögliche Spektrum. Die Tür der Grünen zur CDU ist zwar nicht ganz zu. Allerdings wäre „Jamaika“ mit Kubicki bei ihnen politisch schwierig durchzusetzen.

Spekuliert wird, ob die „Dänen-Ampel“ kommt, wenn sie nur eine Mehrheit von einer Stimme haben sollte. Zwischen „Ja klar“ und „Das muss Albig entscheiden“ bewegen sich die Antworten aus der SPD. Alle haben noch das Schicksal von Simonis vor Augen: Die SPD-Amtsinhaberin scheiterte 2005 bei der Ministerpräsidentenwahl, weil ihr jemand aus den eigenen Reihen die Stimme verweigerte. Damals wollte der SSW eine rot-grüne Minderheitsregierung tolerieren, heute will er mit in die Regierung.

Die FDP steht dank Kubicki bei sechs bis sieben Prozent. CDU-Leute meinen, die Hälfte dieses Zuwachses gehe zulasten ihrer Partei. Auch deshalb könnte die SPD vielleicht nach zwölf Jahren doch wieder stärkste Partei werden. Am Ende könnte dennoch eine große Koalition stehen.