Polizei räumt Blockaden vor Stuttgarter Bahnhof

Stuttgart (dpa) - Nach dem Ende des Baustopps beim Bahnprojekt Stuttgart 21 sind die Arbeiten unter Protesten wieder angelaufen. Rund um die Baustelle löste die Polizei am Dienstagmorgen zwei Sitzblockaden von mehr als 100 Projektgegnern auf.

An der Südseite des Hauptbahnhofs verhinderten rund 110 Menschen die Einfahrt von elf Fahrzeugen ins Gelände am Südflügel. Sie wurden nach und nach weggetragen. Die Polizei sprach Platzverweise aus und erstattete Anzeige. Am Südflügel hatte es auch während des Baustopps in den vergangenen Wochen immer wieder Proteste gegeben.

Beim umstrittenen Bahnprojekt Stuttgart 21 soll der bisherige Kopfbahnhof in eine unterirdische Durchgangsstation umgewandelt werden. Diese wird durch einen Schienenring unter der Erde an das regionale und überregionale Schienennetz angeschlossen. Unter anderem ist eine neue ICE-Strecke nach Ulm geplant.

Bei einer Blockade am Nordflügel versperrten rund 30 Demonstranten am Dienstag einem Lastwagen mit Baumaterial die Zufahrt zur Baustelle, bevor einige von ihnen ebenfalls von der Polizei weggetragen wurden. Sie forderten mehrfach lautstark „Oben bleiben“ und „Baustopp jetzt“.

Nach Angaben der Polizei verliefen die Demonstrationen friedlich, größere Auseinandersetzungen gab es nicht. Außer den Blockierern hätten rund 170 weitere Personen an den Protesten teilgenommen.

Nach Angaben der Bahn sind damit die Bauarbeiten am Dienstag wie geplant langsam angelaufen. „Einen martialischen Baggerauftritt sollte es nicht geben“, sagte ein Sprecher. Für ein unterirdisches Technikgebäude am Nordflügel sei an einer Kellerdecke gearbeitet worden.

Vom Baustopp ohnehin ausgenommen waren die Arbeiten an der Grundwasserregulierung an der Südseite des Bahnhofs. Sie seien wie geplant fortgesetzt worden, hieß es. Die Bahn hatte sich den vorläufigen Baustopp nach dem grün-roten Wahlsieg im März auferlegt und ihn nun nicht mehr verlängert.

Alle Maßnahmen hätten vorbereitenden Charakter und hielten sich an die Anweisung der Stuttgart-21-Schlichtung, sagte der Bahn-Sprecher. Unumkehrbare Bauschritte soll es demnach vor der Auswertung des Stresstests zur Leistungsfähigkeit des geplanten Bahnhofs am 14. Juli nicht geben.

Die Projektgegner kritisierten dennoch die Wiederaufnahme der Bautätigkeiten. „Je mehr die Bahn das Risiko des Weiterbauens und damit weiterer Kosten eingeht, umso mehr werden wir Gegner von Stuttgart 21 auf die Straße gehen und dagegen protestieren“, sagte der Sprecher der Parkschützer-Gruppe, Matthias von Herrmann.

Über weitere Baumaßnahmen will die Bahn an diesem Mittwoch bei einer Pressekonferenz berichten.