Untergetaucht seit Jahrzehnten Polizei weiter ohne Spur von RAF-Trio
Hannover (dpa) - Der Fahndungsaufruf nach drei untergetauchten Ex-RAF-Terroristen ließ vor drei Monaten aufhorchen: Womöglich sonnten sich die wegen Raubüberfällen in Norddeutschland gesuchten Ernst-Volker Staub (63), Burkhard Garweg (49) und Daniela Klette (59) am Mittelmeer, hieß es.
Die Suche nach dem Trio wurde auf Spanien, Frankreich und Italien ausgedehnt. Die drei ehemaligen Linksterroristen könnten auf alte Netzwerke Gleichgesinnter dort zurückgreifen, war die Vermutung. Zwar gab es daraufhin weit über 100 Hinweise mit Auslandsbezug - gut zwei Jahre nach Start der öffentlichen Fahndung stehen die Fahnder aber immer noch mit leeren Händen da.
Sind die im Leben im Untergrund perfektionierten Ex-RAF-Leute jetzt, nachdem sie sich mutmaßlich mit brutalen Überfällen finanziellen Spielraum für lange Zeit gesichert haben, wieder hinter ihren Tarnidentitäten verschwunden? „Die Ermittlungen dauern an“, heißt es wortkarg von der zuständigen Staatsanwaltschaft in Verden. Eine weitere Öffentlichkeitsfahndung sei vorerst nicht geplant, teilt das Landeskriminalamt (LKA) in Hannover mit.
Vor allem auf zuvor unveröffentlichte Tatvideos hatte das LKA beim letzten Fahndungsaufruf gesetzt. Eine Videosequenz zeigt Staub und Garweg bei einem Überfall in Hildesheim, auf einer zweiten sind die beiden in einem Bus in Osnabrück zu sehen.
Zudem - so schildert es zumindest ein inhaftierter Linksextremist - versuchten die Ermittler, über Gesinnungsgenossen wie ihn den Aufenthaltsort des Trios zu erfahren. Im Gegenzug zu Informationen über die drei hätten die Behörden ihm angeboten, sich für seine Nicht-Auslieferung nach Italien einzusetzen, wo ihm ein Mord angelastet wird, behauptet der Mann, der zeitweise in Italien lebte.
Auch in den Niederlanden wurde das Trio zwischenzeitlich vermutet. Für einen Aufenthalt der Gesuchten im Ausland spricht nach Einschätzung der Ermittler, dass es trotz intensiver Fahndung bislang keinen entscheidenden Hinweis in Deutschland gab. Dennoch könnten sich die drei - möglicherweise ebenfalls mit Hilfe von Unterstützern - auch hier aufhalten. Die Gebiete um Bielefeld, Porta Westfalica und Osnabrück sind für die Fahnder wegen Gebrauchtwagenkäufen des Trios von besonderem Interesse. Hier dürften die drei nach LKA-Angaben besonders häufig gewesen sein.
Zuletzt schlug das Trio laut Polizei im Juni 2016 in Cremlingen bei Braunschweig zu. Mit Panzerfaust und Automatikgewehr überfielen dort zwei Männer und eine Frau einen Geldtransporter und ein Geschäft - es waren mutmaßlich Klette, Staub und Garweg. Weitere Raubüberfälle wurden seitdem nicht mehr mit dem Trio in Verbindung gebracht.
Garweg, Klette und Staub gehören zur sogenannten dritten Generation der RAF. Auf ihr Konto sollen mehrere Morde gehen, so an Deutsche-Bank-Chef Alfred Herrhausen (1989) und Treuhand-Chef Detlev Karsten Rohwedder (1991). Mit Terror hätten die jüngsten kriminellen Machenschaften des Trios aber wohl nichts mehr zu tun, eher mit der Altersvorsorge, sagen Experten.