Polizisten als Opfer: Jeder Zweite wird geschlagen

80 Prozent der Beamten in NRW wurden bereits im Einsatz attackiert. Gewerkschaft fordert höhere Strafen.

Düsseldorf. Geschubst, bedroht, beleidigt, geschlagen — für Polizisten in Nordrhein-Westfalen ist Gewalt im Einsatz Alltag. Das geht aus der am Montag vorgestellten Studie „Gewalt gegen Polizeibeamte“ hervor, an der sich insgesamt 18 443 Polizisten aus ganz NRW beteiligt haben. Das entspricht knapp der Hälfte aller Beamten.

80 Prozent der Befragten haben im untersuchten Jahr 2011 Gewalt im Einsatz erfahren. Das geht weit über die laut Kriminalstatistik bekannten 6000 Fälle pro Jahr hinaus. „Das ist zu viel. Wir wollen die Einsatzkräfte vor Gewalt schützen“, sagte Landesinnenminister Ralf Jäger (SPD) am Montag.

Besonders stark betroffen sind laut eigenen Aussagen Polizisten im Wach- und Wechseldienst, sprich Streifenpolizisten. Insgesamt gaben 7953 Polizisten — 43 Prozent — an, dass sie 2011 tätlich angegriffen wurden. Drei Viertel von ihnen wurde geschubst, die Hälfte geschlagen, ein Drittel angespuckt.

Doch noch häufiger werden Polizisten bedroht oder angeschrien. „Diese ständigen Beschimpfungen, das war viel schlimmer als die ganzen körperlichen Auseinandersetzungen“, berichtete ein Studienteilnehmer.

Jäger will aufgrund der Studie die Aus- und Fortbildung der Polizisten in NRW weiter stärken. In Schloß Holte-Stukenbrock (Ostwestfalen) gibt es für Polizisten ein spezielles Trainingszentrum, in dem unter realen Bedingungen etwa Fahrzeugkontrollen geübt werden können. Jäger plant weitere solcher Zentren. Kostenpunkt: zwölf Millionen Euro pro Zentrum. „Gute Vorbereitung und Training tragen dazu bei, Belastungen zu vermeiden“, sagte Jäger.

Nicht nur der Zugang zum Training müsse verbessert werden, sagte hingegen Stephan Hegger, Sprecher der Gewerkschaft der Polizei NRW (GdP). Vielmehr müssten Übergriffe auf Polizisten härter bestraft werden. „Angriffe auf Polizisten und Rettungssanitäter müssen ein eigener Straftatbestand werden.“ Solchen Forderungen widersprach die NRW-FDP: „Es gibt bereits die Möglichkeit, bei Gewalt gegen Polizeibeamte Haftstrafen bis zu drei Jahren auszusprechen“, teilte der innenpolitische Sprecher Robert Orth mit.