Raab und das Kanzler-Duell

Chancen des TV-Total-Stars auf die Moderation steigen. Merkel und Steinbrück signalisieren ihre Bereitschaft.

Berlin. Noch sind es sieben Monate, bis die Nation zum Duell zwischen Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und ihrem Herausforderer Peer Steinbrück (SPD) im Fernsehsessel Platz nehmen darf.

Doch schon jetzt tobt eine wilde Debatte um die Details des medialen Gipfeltreffens der Kanzlerkandidaten: Wie viele Duelle soll es geben? Wer werden die Moderatoren sein? Soll auch der Entertainer Stefan Raab mitmischen dürfen?

Edmund Stoiber ist Schuld. Der ehemalige bayrische Ministerpräsident brachte den Showmaster ins Gespräch. Delikat dabei ist: Stoiber, der mit Raab junge Zuschauer vor die Bildschirme locken will, handelte wohl nicht selbstlos. Er berät die Sendergruppe ProSiebenSat.1, auf dessen Gehaltsliste Raab steht.

Statt einfach zu schweigen, lehnte Steinbrück die Idee in einer ersten, spontanen Reaktion ab. Politik sei „keine Unterhaltungssendung“, sondern ein „ernstes Geschäft“, so der Kandidat. Nach einem nicht gerade freundlichen Medienecho ist der SPD-Mann wieder zurückgerudert: „Wenn Angela Merkel auch mit Stefan Raab einverstanden ist, wird es so geschehen.“

Angela Merkel verhält sich bisher staatsmännisch klug: „Die Bundeskanzlerin spricht sich weder für noch gegen einen bestimmten Moderatoren oder eine Moderatorin aus“, so Regierungssprecher Steffen Seibert. Denn, dass die Kanzleranwärter Einfluss auf die Auswahl der Moderatoren nehmen, hat es bisher noch nie gegeben.

2009, als Merkel sich mit ihrem Herausforderer Frank-Walter Steinmeier (SPD) duellierte, wurde mit den Kandidaten und ihren Teams festgelegt, wie viele Fragen gestellt werden durften und wie viel Antwortzeit jeder Kandidat hatte. Nicht aber, wer die Fragen stellen konnte. Frank Plasberg war es für die ARD, Maybrit Illner fürs ZDF, Peter Kloeppel für RTL und Peter Limbourg für Sat1.

Gleichwohl scheint die Personalie Raab für die SPD ein Problem zu bleiben. Die Kernfrage, so Steinbrücks Sprecher Michael Donnermeyer gegenüber unserer Zeitung, bleibe schließlich: „Ist das eine politische Veranstaltung oder eine Unterhaltungssendung?“ Es gehe um Politik, um das wichtigste Amt im Land. „Und da sollte es eine Aufgabe politischer Journalisten sein, die Fragen zu stellen, wen auch immer die Sender dafür vorschlagen“, so Donnermeyer.

Raab selbst hat sein Interesse bekundet, ein Fernsehduell mit zu moderieren. Er und seine Sendergruppe wollten „dieses Experiment wagen“. 2002 mischte sich der Fernsehprofi schon einmal in ein TV-Duell ein — in das zwischen dem damaligen Kanzler Gerhard Schröder (SPD) und Herausforderer Edmund Stoiber.

Damals kommentierte Raab die Begegnung mit den Worten: „Schröder hat sich ganz schön reingehängt, kein Wunder: gleich zwei Frauen im Studio, die er noch nicht hatte.“ Gemeint waren die Moderatorinnen Maybrit Illner und Sabine Christiansen. Das sind die Raab-Sätze, die manchen in Berlin darin bestärken, dass der Moderator für den Duell-Job eher ungeeignet ist.