Rechter Aktivist an der Bundeswehr-Uni

Eine Personalie sorgt für heftige Diskussionen: Es geht um den neuen Chefredakteur der Studentenzeitung „Campus“.

München. Beim Hochschulmagazin der Bundeswehr-Uni in München gibt es heftige Diskussionen um eine Personalie. Martin Böcker, der als rechter Aktivist gilt, ist zum Chefredakteur der Studenten-Zeitung „Campus“ ernannt worden. Kürzlich ist die erste Ausgabe unter seiner Leitung erschienen.

Es hagelt Kritik, weil in dem Magazin die Integration der Frau in die Bundeswehr kritisch betrachtet wird. Zudem wird dort eine Schrift des „Instituts für Staatspolitik“ (IfS) beworben, in der die mangelnde Integration der Frauen in die Kampftruppe der Bundeswehr angeprangert wird. Das IfS wird zur „Neuen Rechten“ gezählt.

Die Präsidentin der Universität, Merith Niehuss, beäugt dies sehr kritisch. In einer Rundmail innerhalb der Universität warnt sie ausdrücklich vor der „Neuen Rechten“, weist aber darauf hin, dass der Verfassungsschutz sich ihrer nicht angenommen hat. „Es besteht kein rechtliches Mittel. Man kann diese jungen Leute nicht entlassen, man kann ihnen nicht verbieten zu schreiben“, sagt Niehuss.

Der bayerische Landtagsabgeordnete und Honorarprofessor Peter-Paul Gantzer (SPD) hat sich an Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière gewandt und ihn gebeten, den Vorgang zu untersuchen.

Oberleutnant Martin Böcker (30) ist seit 2005 bei der Bundeswehr und studiert in München Staatswesen. Er selbst bezeichnete sich gegenüber unserer Zeitung als „katholisch-konservativ“. Er werde sich aber „nicht distanzieren, wenn mich jemand als ,rechts’ bezeichnet“.

Böcker schrieb für Magazine, die zur „Neuen Rechten“ zählen: „Junge Freiheit“ sowie „Sezession“. Zudem besuche er regelmäßig Veranstaltungen des sogenannten „Instituts für Staatspolitik“.

Kürzlich war er bei einer Kranzniederlegung am Grab des Schriftstellers Oswald Spengler, der sich selbst zwar von den Nazis distanzierte, aber dennoch als ein geistiger Wegbereiter des Nationalsozialismus gilt.

Im Editorial zu „Campus“ schreibt Böcker: „Wann hat der deutsche Offizier die Möglichkeit, einen wirklich unbequemen Standpunkt frank und frei zu äußern? Sicher jedoch als studierender Offizier unter dem Schutz der Pressefreiheit. Diesen Umstand werden wir schamlos ausnutzen.“ Böcker selbst sagt, er habe die Leser mit diesem „pointierten Satz“ lediglich auf die Texte neugierig machen wollen.

Vorerst passiert nichts, weil an der Bundeswehr-Uni bereits seit Ende Juni vorlesungsfreie Zeit ist. Laut Universitäts-Sprecherin Stephanie Berghoff setzt sich der Studentische Konvent im Herbst zusammen und entscheidet über die Zukunft des Hefts und Böckers als Chefredakteur. Die Vertreter der Studierenden hätten im Vorfeld offenbar nichts von Böckers Gesinnung gewusst, heißt es seitens der Uni.