Reges Interesse am Bundesfreiwilligendienst
Köln/Koblenz/Bonn (dpa) - Der neue Bundesfreiwilligendienst wird überraschend gut angenommen und gilt ein halbes Jahr nach seiner Einführung bereits als Erfolg. Inzwischen sind 26 859 Verträge abgeschlossen, wie eine Sprecherin des Bundesfamilienministeriums am Mittwoch in Berlin sagte.
Rund 45 Prozent der kurz „Bufdis“ genannten Dienstleistenden seien Frauen, insgesamt etwa 80 Prozent seien jünger als 27 Jahre. Es gebe einen relativ geringen Anteil von Abbrechern.
„Mit dem Bundesfreiwilligendienst haben wir für alle Altersklassen ein vielfältiges Angebot geschaffen. Und das wird genutzt - allen Unkenrufen zum Trotz“, sagte Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) der „Rhein-Zeitung“ (Mittwoch). Angesichts dieser Zahlen hält sie die von ihr ausgegebene Marke von jährlich 35 000 „Bufdis“ für erreichbar.
Der Sprecher des Kölner Bundesamtes für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben, Josef Opladen, sagte zur Halbjahresbilanz: „Es gibt niemanden, der mit einer so hohen Anzahl gerechnet hätte.“ Die Entwicklung sei daher „schon sehr positiv“.
Genauso sieht es Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, der viele Plätze zur Verfügung stellt. „Ich hab mit dem Erfolg, den wir jetzt haben, erst im nächsten Jahr gerechnet“, sagte er der Nachrichtenagentur dpa. „Es ist ein Erfolg geworden. Jetzt geht's darum, auszubauen, Erfahrungen zu sammeln, gerade auch mit den älteren Absolventen, um das Ganze immer weiter zu verbessern.“
Im Gegensatz zum Zivildienst, der am 31. Dezember endgültig ausläuft, gibt es beim Bundesfreiwilligendienst keine Altersbegrenzung. „Hier im Paritätischen schätzen wir, dass wir rund 20 Prozent Ältere haben, also Menschen über 30“, sagte Schneider. „Das reicht vom Studienabsolventen, der sich nun erst einmal orientieren will in der Praxis, bis hin zum 72-jährigen Rentner, der Lust hat, sich einer sinnvollen Aufgabe zu widmen.“ Von den 20 Prozent der über 30-Jährigen sei etwa jeder zweite im Rentenalter.
Stellen in Pflegeheimen seien relativ schwierig zu besetzen, doch das sei bei den Zivildienstleistenden genauso gewesen. „Es war immer ein ganz großes Problem, dass junge Menschen natürlich lieber in den Kindergarten wollen, als dass sie sich der sehr schweren Arbeit des Umgangs mit pflegebedürftigen Menschen hingeben wollen“, sagte Schneider.
Dem Bericht der „Rhein-Zeitung“ zufolge gibt es auch deutliche Unterschiede zwischen Ballungsräumen und ländlichen Regionen. Während in Großstädten die Angebote genutzt würden, gebe es in sozialen Einrichtungen auf dem Land nach Aussetzung des Zivildienstes zu wenig „Bufdis“.