Rente steigt stärker als Inflation

1,7 Prozent mehr im Westen nach einem nur mageren Plus im vergangenen Jahr. Der Osten holt weiter auf.

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Berlin. Die Sektkorken werden zwar nicht knallen. Aber einen Grund zu bescheidener Freude gibt es doch. Zur Jahresmitte winkt den rund 20,5 Millionen Rentnern ein Aufschlag zwischen knapp 1,7 und gut 2,5 Prozent. Der Osten holt bei der Rente erneut auf, hinkt dem Westen aber doch noch hinterher.

Zuletzt mussten die Rentner häufig bescheiden sein: Allein in den vergangenen zehn Jahren hatten sich die Ruheständler vier Mal mit Nullrunden zu begnügen — während die Preise weiter stiegen. Seit 2004 büßten Ruheständler im Westen fast zwölf Prozent ihrer Rente an Kaufkraft ein, im Osten waren es fast acht Prozent. Zuletzt schwächte sich die Inflation deutlich ab: 2013 auf 1,5 Prozent, im Februar gar auf 1,2 Prozent.

Damit wendet sich das Blatt jetzt auch für die Rentner — und es kam fast so, wie es die Experten im Herbst erwartet hatten. Damals wurde den gut 16 Millionen West-Rentnern eine Erhöhung um etwa zwei Prozent in Aussicht gestellt, den Ruheständlern im Osten eine von 2,5 Prozent. Die Schätzung von damals war anders als in vorangegangenen Jahren nicht schlecht. In den Anpassungssätzen spiegelt sich die Entwicklung der Einkommen wider — in gedämpfter Form. Sie wird für Ost und West getrennt ermittelt und war zwischen Rügen und Erzgebirge günstiger als zwischen Flensburg und Garmisch.

Dass die Erhöhung im Westen geringer ausfällt, ist auch darauf zurückzuführen, dass es im Westen immer noch einen Ausgleichsbedarf von 0,46 Prozent gibt. Der resultiert aus einer unterbliebenen Rentenkürzung im Jahr 2010. Damals hätten die schwächelnden Einkommen der Beschäftigten infolge der Finanz- und Wirtschaftskrise eigentlich zur Renten-Kürzung führen müssen.

Das verhinderte damals die große Koalition durch eine rasch beschlossene umfassende Renten-Schutzklausel. Die Rechnung wurde später präsentiert, denn die unterbliebene Rentenkürzung landete als Ausgleichsbedarf auf einer Art Minuskonto. Der wurde später schrittweise mit darauffolgenden Rentenerhöhungen verrechnet.

Im Osten Deutschlands war das Minuskonto 2013 ausgeglichen, im Westen nicht. Das geschieht nun 2014. Positiver Nebeneffekt der gespaltenen Rentenanpassung: Die Ostrenten holen gegenüber den Westrenten weiter auf. Der Rentenwert, den ein Arbeitnehmer mit Durchschnittseinkommen pro Jahr erwirbt, steigt im Osten von 25,74 auf 26,39 Euro. Das sind künftig 92,2 Prozent des Westwertes von 28,61 Euro. Derzeit liegt das Ost-Niveau bei 91,5 Prozent. 2012 lag es noch bei 88,8 Prozent.