Renten steigen 2012 stärker als 2011

Berlin (dpa) - Die gesetzlichen Renten für die etwa 20 Millionen Ruheständler in Deutschland werden 2012 stärker steigen als in diesem Jahr. Nach dpa-Informationen zeichnet sich ein Zuschlag von etwas mehr als 1,5 Prozent ab.

Dies läge leicht über der Prognose vom Juni. Zuletzt waren die Renten Mitte des Jahres um knapp ein Prozent angehoben worden. Eine offizielle Prognose wird für die kommende Woche vom Renten-Schätzerkreis erwartet. Wie hoch die Steigerung tatsächlich ausfällt, entscheidet sich aber erst im Frühjahr. Erst dann liegen alle notwendigen Statistikdaten vor.

Die „Süddeutsche Zeitung“ hatte am Freitag unter Berufung auf Experten berichtet, es sei Mitte 2011 mit einer Rentenerhöhung von „rund 1,5 Prozent“ zu rechnen. Ein Sprecher der Deutschen Rentenversicherung (DRV) sagte dazu auf Anfrage: „Wir können die Zahl nicht bestätigen.“ Im Juni hatte die DRV-Spitze von einer rechnerisch möglichen Rentenerhöhung von 1,3 Prozent gesprochen. Dieser Wert scheint nun einen Tick besser auszufallen. Die gesetzlichen Renten werden jährlich zum 1. Juli angepasst.

DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach, zugleich stellvertretende DRV-Vorstandsvorsitzende, forderte, die Eingriffe in die Rentenformel wieder rückgängig zu machen. „Ohne die politischen Kürzungsfaktoren könnten die Renten im nächsten Jahr mehr als doppelt so stark steigen als jetzt spekuliert wird“, sagte sie. Eine solche Rentenerhöhung sei „bitter nötig“, um die Rentner von der Wohlstandsentwicklung nicht weiter abzuhängen.

Wenn die Koalition ernsthaft gegen Altersarmut vorgehen wolle, müsse sie - so Buntenbach - die Entwertung der Rentenleistungen stoppen. Die Zeit im Kampf gegen Altersarmut dränge, meinte sie unter Hinweis auf die erneut gestiegene Zahl von Grundsicherungsbeziehern. Diese hat nach Angaben des Statistischen Bundesamtes 2010 um 4,3 Prozent auf knapp 800 000 Menschen zugenommen.

Die Betroffenen erhalten staatliche Grundsicherung, weil ihre Rente zum Leben nicht ausreicht oder weil sie wegen Krankheit oder Behinderung nicht regulär arbeiten können. Damit sind nach Angaben der Statistiker 12 von 1000 volljährigen Einwohnern auf Leistungen der Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung angewiesen.

Die Präsidentin des Sozialverbandes VdK, Ulrike Mascher, sieht in den Zahlen einen Beleg für wachsende Altersarmut. Sie sprach von einem „Warnsignal“ und forderte die Bundesregierung zum Handeln auf.

Am häufigsten bezogen die Menschen in den Stadtstaaten Bremen (21 je 1000 Einwohner), Berlin und Hamburg (je 20) Grundsicherung. In Thüringen und Sachsen wurde diese Sozialleistung mit je 7 Empfängern auf 1000 volljährige Einwohner am seltensten in Anspruch genommen. Dabei spielt eine Rolle, dass Frauen im Osten meist berufstätig waren und eine eigene Rente haben.

Mehr als die Hälfte der Grundsicherungsempfänger sind Rentner - Ende 2010 waren es bundesweit rund 413 000. Auf 1000 Einwohner ab 65 Jahren kamen 28 Frauen und 20 Männer, die darauf angewiesen waren. Besonders betroffen waren die Frauen im Westen, wo 30 von 1000 Frauen im Rentenalter Grundsicherung erhielten. In den neuen Ländern waren es nur 19 von 1000 Frauen über 65 Jahren.

Der Deutsche Städte- und Gemeindebund (DStGB) forderte den Bund auf, sich an seine Zusagen zu halten und die Kommunen bis 2014 schrittweise komplett von der Kosten der Grundsicherung zu entlasten. Der Gesetzentwurf der Bundesregierung dazu bleibe weit hinter diesen Vereinbarungen zurück, kritisierte Geschäftsführer Gerd Landsberg.