Reporter nach 133 Tagenzurück aus dem Iran

Außenminister Westerwelle holt Wuppertaler und Kölner Journalisten im

Wuppertal/Berlin/Teheran. Der letzte Akt nach 133 Tagen in einem iranischen Gefängnis findet fast im Stillen statt: kurz vor 5 Uhr am Sonntagmorgen, Flughafen Berlin-Tegel, auf dem streng abgeriegelten militärischen Teil. Trotz Eiseskälte steigt der Fotograf Jens Koch (29) im Pullover die Gangway herunter. Auch sein Text-Kollege Marcus Hellwig (45) hat die Jacke nicht geschlossen. Der Mann dahinter, Außenminister Guido Westerwelle, trägt Wintermantel und Schal.

Unten am Boden werden die freigelassenen Reporter von ihren Familien in Empfang genommen. Auch einige Kollegen sind da. Mehr nicht. Auf einen großen Empfang vor Mikrofonen und Kameras hat man verzichtet. Auch in der eigenen Zeitung gibt es von Koch und Hellwig nur zwei Sätze: „Wir sind überglücklich, wir sind frei! Heute Mittag waren wir noch in der Zelle, und jetzt sind wir auf dem Weg nach Hause.“

Mit der stillen Ankunft ging ein Drama zu Ende, das sich über mehr als vier Monate hingezogen hatte. Koch und Hellwig waren am 10. Oktober in der iranischen Provinzhauptstadt Täbris festgenommen worden, wo sie ein Interview mit dem Sohn der Iranerin Sakineh Mohammadi-Aschtiani führten, die wegen Ehebruchs zum Tode durch Steinigung verurteilt worden war.

Die iranische Justiz legte den beiden deutschen Journalisten zur Last, dass sie ihrer Arbeit ohne offizielle Erlaubnis nachgingen: Die beiden waren nur mit Touristenvisa eingereist. Zwischenzeitlich warf man ihnen auch noch Spionage vor, was möglicherweise sogar die Todesstrafe zur Folge gehabt hätte. Alle Versuche, sie freizubekommen, brachten zunächst keinen Erfolg.

Nach unzähligen Telefonaten und auch mehreren Pilgerfahrten deutscher Diplomaten in den Iran stellte sich heraus, dass ohne den international isolierten iranischen Präsidenten Ahmadinedschad eine Freilassung der beiden deutschen Journalisten nicht zu machen war. Schließlich entschied sich Bundesaußenminister Westerwelle, selbst zum Präsidenten zu gehen.

Der Termin bei Ahmadinedschad — einschließlich Handschlag-Foto — war Teil des Gesamtpakets, das die Freilassung ermöglichte. Zudem mussten die Reporter jeweils 35 700 Euro Geldbuße bezahlen, die vom Verlag übernommen wird.