„Wichtig vorbereitet zu sein“ RKI erwartet zweite Welle von Corona-Infektion in Deutschland
Berlin · RKI-Präsident Wieler sieht die niedrigen Neuinfektionszahlen in Deutschland als „einen großartigen Erfolg“, den man sich erkämpft habe. Trotzdem geht das Institut von einer zweiten oder sogar dritten Welle aus.
Das Robert-Koch-Institut (RKI) sieht absehbar keine Probleme bei der Versorgung von Corona-Patienten in Deutschland auf Intensivstationen. "Bei der derzeitigen Dynamik muss man deutlich sagen, werden keine Engpässe prognostiziert", sagte RKI-Präsident Lothar Wieler am Dienstag in Berlin.
Die Voraussetzung, dass dies so bleibe, sei, dass die Zahl der Infektionen nicht weiter ansteige. Die ausreichende Versorgung mit Intensivbetten in Deutschland gilt als einer der Gründe, weshalb die Zahl der an den Folgen einer Corona-Infektion gestorbenen Menschen niedriger ist als in anderen europäischen Ländern.
Wieler nannte es eine "sehr gute Nachricht", dass die Zahl der Neuinfektionen inzwischen stabil niedrig ist. Nach den jüngsten RKI-Zahlen erhöhte sich die Zahl der infizierten Menschen in Deutschland von Montag auf Dienstag um 685 Fälle auf 163.860.
Wieler sagte, die Menschen in Deutschland hätten sich "einen großartigen Erfolg erkämpft". Sehr erfolgreich sei die erste Infektionswelle bekämpft worden. Allerdings seien sich die Virologen in großer Zahl einig, dass es "mit großer Sicherheit" eine zweite Welle geben werde. Viele gingen davon aus, dass es außerdem eine dritte Welle gebe.
Für diese Wellen sei es wichtig, gut vorbereitet zu sein. Dazu könne auch zählen, dass bis dahin Werkzeuge wie die geplante Corona-App vorliegen. Wann diese in Deutschland zum Einsatz kommen könne, wisse er aber nicht, sagte Wieler.
Der RKI-Präsident betonte, auch die nun schon seit einiger Zeit geltenden Regeln wie Abstands- und Hygieneregeln würden die Menschen sicher noch "einige Monate" begleiten. "Gerade das Abstandhalten ist wirklich Teil einer neuen Normalität."
Das RKI nahm laut Wieler bis Ende April rund 2,4 Millionen Larbortests auf das Coronavirus vor. 7,2 Prozent davon seien positiv ausgefallen. Nach den von 133 Laboren gemeldeten Kapazitäten gebe es aktuell die Möglichkeit für rund 142.000 Tests pro Tag. Es liefen derzeit weitere Anstrengungen, die Testkapazitäten weiter zu erhöhen.
Thüringen kündigte indes an, die Zahl der Tests im Land kurzfristig von 3600 auf 4000 pro Tag zu erhöhen. Dies entspreche letztlich etwa 25.000 Tests pro Woche, erklärte Landesgesundheitsministerin Heike Werner (Linke) in Erfurt. Vorgesehen seien "insbesondere regelmäßige Screenings in medizinischen und pflegerischen Einrichtungen".