Rösler stößt Union mit Frosch-Vergleich vor den Kopf
Das selbstbewusste Auftreten der FDP nach der Gauck-Nominierung sorgt beim Koalitionspartner für Unmut.
Berlin. Die FDP lässt nach ihrem Coup bei der Kandidaten-Kür für die Bundespräsidentenwahl weiter die Muskeln spielen und verärgert damit zunehmend den Koalitionspartner Union. Für Empörung sorgt insbesondere ein Vergleich von FDP-Chef Philipp Rösler in der ZDF-Talkshow „Markus Lanz“.
Dort war Rösler mit einem Frosch-Gleichnis aus seiner Parteitagsrede vom Mai 2011 konfrontiert worden. „Wenn Sie einen Frosch in kaltes Wasser setzen und langsam die Temperatur erhöhen, wird er zuerst nichts merken und nichts machen. Und wenn er etwas merkt, dann ist es zu spät für den Frosch.“
Auf die Frage, wann Kanzlerin Angela Merkel (CDU) bei der Kandidaten-Kür gemerkt habe, dass sie der Frosch sei, sagte Rösler: „Schätzungsweise bei der besagten Telefonschaltkonferenz des CDU-Präsidiums.“ In diese Sitzung ließ die FDP ihr Votum für den Kandidaten Joachim Gauck platzen.
FDP-Vize Holger Zastrow machte deutlich, dass die Liberalen ein unbequemer Koalitionspartner bleiben wollten. „Die Zeiten, in denen wir alles ängstlich abgesegnet haben, sind vorbei.“ Ähnlich äußerte sich Niedersachsens Wirtschaftsminister Jörg Bode (FDP): „Philipp Rösler muss Angela Merkel ja nicht mit Samthandschuhen anfassen“, betonte Bode.
Die Union hält den Eklat bei der Kandidaten-Kür aber noch nicht für abgehakt. „Die Frage des anständigen Umgangs in der Koalition gehört auf die Tagesordnung beim Koalitionsausschuss“, sagte CSU-Landesgruppengeschäftsführer Stefan Müller. Der Ausschuss tagt am kommenden Sonntag.
Trotz des Gauck-Coups stagniert die FDP in der Wählergunst. Im Emnid-„Sonntagstrend“ von „Bild am Sonntag“ verharrten die Liberalen mit drei Prozent trotzdem auf dem Wert der Vorwoche. Gauck stellte sich derweil in Hamminkeln der NRW-CDU vor.