Rufe nach mehr Bildungsgerechtigkeit

Bielefeld (dpa) - Nach der jüngsten Studie zur hartnäckigen sozialen Ungerechtigkeit im deutschen Bildungssystem werden die Rufe nach spürbaren Änderungen lauter.

SPD, Grüne und Gewerkschaften erneuerten ihre Forderung, das grundgesetzliche Kooperationsverbot von Bund und Ländern in der Schulpolitik zu kippen.

Dem „Chancenspiegel“ der Universität Dortmund und der Bertelsmann-Stiftung zufolge ist auch mehr als zehn Jahre nach dem Pisa-Schock die Chancengerechtigkeit in deutschen Schulen ungenügend. Nach wie vor ist die Abhängigkeit zwischen sozialer Herkunft und Bildungserfolg sehr groß. Dabei gibt es erhebliche Unterschiede zwischen den einzelnen Bundesländern.

Die Länder seien immer noch nicht in der Lage, die Chancen der Kinder und Jugendlichen nachhaltig zu verbessern, kritisierte die stellvertretende Vorsitzende der Bildungsgewerkschaft GEW, Marianne Demmer. Die Kultusminister hätten längst eine gemeinsame konsequente Strategie für mehr Gerechtigkeit entwickeln können. Keines der 16 Bundesländer habe bei allen Chancengleichheits-Indikatoren gute Wertungen erhalten.

Der „Chancenspiegel“ zeige wieder einmal, dass vor allem Jugendliche an Schulen in armen Stadtvierteln besonders benachteiligt würden, sagte DGB-Vize Ingrid Sehrbrock. Der Bund müsse mehr Schulsozialarbeiter an Brennpunktschulen fördern. Ebenso wie SPD und Grüne forderte Sehrbrock eine engere Zusammenarbeit von Bund und Ländern, um Bildungspotenziale zu nutzen und Chancengleichheit zu sichern. „Der Föderalismus stößt hierbei an seine Grenzen.“

Der Deutsche Philologenverband kritisierte die Studie. Sie sei nur ein „Recycling bereits altbekannter Daten“. Folge man den Kriterien der Studie, sei das „gerechteste Bildungssystem das, welches 100 Prozent Abiturquote, 100 Prozent Inklusionsquote und 100 Prozent Ganztagsschulquote aufweise“, sagte der Bundesvorsitzende Heinz-Peter Meidinger. Quoten sagten aber nichts über Qualität aus.