Schwarz-Gelb feiert sich zum Sieg
Der neue Rettungsschirm ist beschlossen. Und Steinbrück gibt sich überraschend zahm.
Berlin. Ein kleiner Kunstgriff noch. Dann zaubert Peer Steinbrück den Hasen aus dem Hut. In diesem Fall einen chinesischen. Der ehemalige Bundesfinanzminister führt an diesem Tag der Euro-Rettung im Bundestag die Abteilung Attacke der SPD gegen schwarz-gelbe Regierung an, allen voran gegen Kanzlerin Angela Merkel. Womöglich kommt es ja im Jahre 2013 zum Duell Merkel gegen Steinbrück um die Macht. Steinbrück und Merkel kennen und schätzen sich. Sie haben vor drei Jahren zu Zeiten der Großen Koalition gemeinsam die erste Finanzkrise gewuppt.
Doch erst einmal zählt das Jetzt. Steinbrück hat nachgeschlagen. Und siehe da, nach dem chinesischen Horoskop ist 2011 das Jahr des Hasen. „Und diesen Eindruck vermittelt auch diese Regierung“, will Steinbrück Schwarz-Gelb ein wenig Hasenfüßigkeit unterstellen. Im Jahr des Hasen geborene, so heißt es bei den Chinesen, seien eher pessimistisch, unsicher. Womöglich aber hat Steinbrück nicht zu Ende gelesen. Denn: Der Hase, so glauben die chinesischen Sternendeuter, erweise sich „im Umgang mit Geld erstaunlich gewieft“. Steinbrück trifft also nur halb.
Überhaupt gibt sich Steinbrück erstaunlich zahm. Geht zurück in die Zeit Anfang der 50er Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Er nennt unter anderem den Namen Konrad Adenauers. Europa stehe für Freiheit, Reisefreiheit, Meinungsfreiheit, Pressefreiheit, und dafür, „dass niemand Angst haben muss, dass jemand nachts an der Tür klingelt und ihn herausholt“.
Merkel scheint kaum zuzuhören und beschäftigt sich in den 23 Minuten von Steinbrücks Rede mit vielen anderen Dingen. Kurznachrichten schreiben, mit ihrem Vize-Kanzler Philipp Rösler (FDP) schäkern, ein Pläuschchen halten mit FDP-Fraktionschef Rainer Brüderle. Der wiederum wird später über Steinbrücks mögliche Kanzlerkandidatur-Ambition frotzeln: „Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist der schönste Sozi im Land?“
Merkel wirkt entspannt. Fast sieht es so aus, als wüsste sie zu diesem Zeitpunkt bereits, dass ihr die Kanzlermehrheit sicher ist. Wie hatte Unionsfraktionschef Volker Kauder zuvor gesagt: „Wir werden zeigen, dass diese Koalition handlungsfähig ist.“ Die Union hat jedenfalls alle Mann, alle 237 Abgeordneten, an Bord.
Doch die Skepsis bleibt. „Wer glaubt, das Thema ist jetzt vom Tisch, wird morgen früh eines Besseren belehrt“, sagt einer der Schwarz-Gelben.