SPD-Führung will mit TV-Duell Wende in der Wählergunst einleiten
Berlin (dpa) - Beim TV-Duell mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) will SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück das Blatt für seine in allen Umfragen abgeschlagene Partei noch wenden. In der einzigen direkten Auseinandersetzung vor der Bundestagswahl am 22. September will er die Amtsinhaberin am Sonntagabend dazu zwingen, inhaltlich Farbe zu bekennen.
SPD-Chef Sigmar Gabriel ging in der „Rhein-Zeitung“ davon aus, dass Steinbrück gegenüber der CDU-Chefin ein klares Profil zeigen wird: „Peer Steinbrück redet Klartext und eiert nicht herum. Er zeigt klare Kante, und das unterscheidet ihn auch von Frau Merkel.“ Auch NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft, hofft auf einen Schub für ihre Partei. „Im Duell kann Frau Merkel nicht mehr lavieren wie bisher, sie muss endlich Farbe bekennen. Das kann dann noch mal einen richtigen Schub für den Rest des Wahlkampfs geben“, sagte die stellvertretende Parteivorsitzende der „Rheinischen Post“.
Vier Moderatoren von ARD, ZDF, RTL und ProSieben wollen in der 90-minütigen Live-Sendung vor allem die Kanzlerin aus der Reserve locken. Sie vermeidet im Wahlkampf bisher weitgehend eine harte Konfrontation mit ihren Kontrahenten. Für den Herausforderer ist es eine wichtige Chance, seinen Umfrage-Rückstand zu verringern. Das einzige direkte Duell der Hauptkonkurrenten um das Kanzleramt wird von den vier Sendern ab 20.30 Uhr zeitgleich übertragen.
Gute die Hälfte der Deutschen wollen sich die Sendung anschauen, ergaben Umfragen. Allerdings rechnen nach einer repräsentativen Emnid-Umfrage für die „Bild am Sonntag“ 62 Prozent der Bundesbürger damit, dass Merkel das Duell für sich entscheiden wird. Nur 16 Prozent erwarten einen Erfolg Steinbrücks. Selbst bei den SPD-Wählern sind dem Bericht zufolge 42 Prozent davon überzeugt, dass Merkel als Gewinnerin aus der Fragerunde hervorgehen wird, 36 Prozent setzen auf Steinbrück.
Die Grünen fordern Steinbrück auf, vor allem beim Thema soziale Gerechtigkeit Klartext zu reden. Ihre Spitzenkandidatin Katrin Göring-Eckardt sagte der „Bild am Sonntag“: „Sieben Millionen Menschen verdienen in Deutschland weniger als 8,50 Euro pro Stunde. Viele brauchen zwei oder drei Jobs, um leben zu können. Diese soziale Ungerechtigkeit muss Steinbrück deutlich machen und Alternativen aufzeigen.“ Steinbrück werde sicher klar machen, „dass es nicht ausreicht, wie Frau Merkel im Fernsehen nur nett zu lächeln und zu behaupten, es geht uns doch allen irgendwie gut“.
Am Donnerstag wollen Steinbrück, Göring-Eckardt und der zweite Grünen-Spitzenkandidat, Jürgen Trittin, in Berlin mit den Ministerpräsidenten der rot-grün regierten Bundesländer und deren Stellvertretern zusammenkommen. Sie wollen nach Angaben eines Grünen-Sprechers vom Samstag beraten, wie ein gesetzlicher Mindestlohn, der weitere Ausbau von Betreuungsangeboten für Kinder und die Energiewende in einer gemeinsamen Regierung zügig und entschlossen umgesetzt werden könnten.