Schnittmengen relativ groß SPD und CDU in Niedersachsen machen erstmal Kassensturz

Hannover (dpa) - Gut drei Wochen nach der Landtagswahl haben SPD und CDU in Niedersachsen in großer Runde Koalitionsverhandlungen aufgenommen. Zum Auftakt wurde am Dienstag zunächst Kassensturz gemacht - um auszuloten, was von den politischen Wünschen finanziell umsetzbar ist.

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Unter Führung von Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) und dem CDU-Landesvorsitzenden Bernd Althusmann tagten Vertreter beider Parteien dort, wo vor knapp fünf Jahren schon einmal Koalitionäre ein Regierungsbündnis schmiedeten: in der Zentrale des niedersächsischen Landessportbunds. Damals ging es noch um Rot-Grün.

Mit einem dicken Schal um den Hals wirkte Weil leicht verschnupft, als er zum Auftakt verkündete: „Inhaltlich tasten wir uns immer näher ran.“ Anders als bei den Jamaika-Beratungen in Berlin kamen die Gespräche in Hannover eher niedersächsisch-bodenständig daher: Gemeinsame Balkonfotos der Verhandlungschefs scheiterten allein schon an dem sich nur langsam lichtenden Nebel.

Beim ersten Treffen der Chefrunde der Verhandlungsdelegationen passte sich CDU-Chef Althusmann im Tonfall bereits Weil an. „Wir sind gespannt und gelassen. Es wird ein sportlicher Tag“, sagte er - ein Satz, der nach Ansicht vieler Beobachter auch von Weil hätte stammen können. „Wir hatten heute einen sehr interessanten und intensiven Austausch zur Finanzlage des Landes“, sagte Weil nach dem Treffen. Konkreteres verkündete er noch nicht. Stattdessen betonte er: „Das hatte heute nicht den Charakter einer Entscheidungssitzung, sondern eher einer ersten Lesung.“

Und Althusmann ergänzte: „Wir sind heute nicht zu einer endgültigen Verständigung darüber gekommen, wie wir mit den Finanzmitteln umgehen und wie wir jetzt finanzpolitische Schwerpunkte setzen können.“ Er gehe aber zufrieden aus diesem Gespräch. Auch Weil betonte, es sei eine gute Unterredung gewesen.

Die zwölfköpfige Chefrunde tagte gut drei Stunden. Am Freitag will der Lenkungsausschuss erneut beraten. Am Rande verlautete, dass es als unwahrscheinlich gelte, dass ein Koalitionsvertrag bereits bis zur konstituierenden Landtagssitzung am 14. November stehe, obwohl die Schnittmengen beider Parteien relativ groß seien.

In den Vorbereitungen für eine große Koalition in Niedersachsen hatten am Freitag schon mehrere Fachgruppen ihre Arbeit aufgenommen. Bei der niedersächsischen Landtagswahl am 15. Oktober hatte die regierende SPD gesiegt, die oppositionelle CDU wurde nach großen Verlusten zweitstärkste politische Kraft.