Stiftung: ICE mit Namen „Anne Frank“ könnte verletzend sein
Amsterdam/Berlin/Frankfurt. Die Anne Frank-Stiftung in Amsterdam hat Bedenken dagegen, einen deutschen ICE-Zug nach der von den Nazis ermordeten Anne Frank zu benennen. „Die Namensgebung führt zu Kontroversen, und das verstehen wir gut“, heißt es in einer Erklärung der Stiftung vom Montag.
Die Verbindung von Anne Frank und einem Zug führe zu Assoziationen mit den Juden-Deportationen während des Zweiten Weltkriegs. „Diese Verbindung ist schmerzlich für Menschen, die die Deportationen miterlebt haben und verursacht neuen Schmerz bei jenen, die mit den Folgen der Deportationen leben müssen“, erklärte die Stiftung: „Aber wir realisieren auch, dass Initiativen wie diese meist mit guten Absichten geschehen.“
Auch die Anne Frank-Bildungsstätte in Frankfurt am Main äußerte sich skeptisch. „Wir sehen das sehr ambivalent“, sagte Meron Mendel, der Direktor der Einrichtung, der Deutschen Presse-Agentur. Sie als Namensgeberin zu verwenden, sei grundsätzlich positiv. Es dürfe aber nicht vergessen werden, dass Anne Frank wie Millionen andere europäische Juden in Zügen der Reichsbahn deportiert worden sei.
Die Bahn will ihre neuen ICE4-Züge nach bedeutenden Persönlichkeiten benennen. Unter den angedachten Namen sind neben Anne Frank auch der frühere Bundeskanzler Konrad Adenauer, die NS-Widerstandskämpfer Geschwister Scholl, der Autor Erich Kästner oder der Theologe Dietrich Bonhoeffer. Ziel sei es, „diese Persönlichkeiten zu ehren und die Erinnerung an sie wachzuhalten“, erklärte die Bahn. Der Name Anne Frank sei einer der meist eingereichten Vorschläge gewesen.
Die niederländische Jüdin Anne Frank lebte von 1942 bis 1944 mit ihrer Familie an der Amsterdamer Prinsengracht 263 im Versteck vor den Nationalsozialisten und schrieb dort auch das weltberühmte Tagebuch. Die Untergetauchten wurden 1944 verraten und in Konzentrationslager deportiert. Anne starb im Frühjahr 1945 im Alter von 15 Jahren in Bergen-Belsen. dpa