Studie: Männer können schlechter lesen als Frauen
Berlin (dpa) - Männer lesen laut einer neuen Untersuchung deutlich schlechter als Frauen. Das zeigen bislang unveröffentlichte Zahlen einer Alphabetisierungsstudie der Universität Hamburg im Auftrag des Bundesforschungsministeriums.
Der Unterschied sei „vergleichbar mit dem Kompetenzabstand zwischen Personen mit mittlerer Reife und Personen mit Abitur“, sagte die Erziehungswissenschaftlerin Anke Grotlüschen der Wochenzeitung „Zeit“. Auch bei den bisherigen PISA-Untersuchungen hatten 15-jährige Mädchen in der für das Lernen so wichtigen Kategorie Lesen/Textverständnis stets deutlich besser abgeschnitten als gleichaltrige Jungen.
Laut Studie können in der Bundesrepublik siebeneinhalb Millionen Männer und Frauen zwischen 18 und 64 Jahren keinen zusammenhängenden Text lesen und schreiben (funktionaler Analphabetismus). Zwei Millionen von ihnen fällt selbst das Lesen und Schreiben einzelner Wörter schwer. Diese Ergebnisse der Studie waren bereits im Frühjahr veröffentlicht worden. Als Reaktion darauf vereinbarten die Kultusminister von Bund und Ländern in einem „Grundbildungspakt“ Maßnahmen gegen den funktionalen Analphabetismus. Es soll auf der Kultusministerkonferenz am 20./21. Oktober in Berlin verabschiedet werden.
Die neuen Daten zeigen nun auch, in welchen Berufen besonders leseschwache Personen häufig vorkommen. So ist jeder vierte Koch, Maler oder Lkw-Fahrer ein funktionaler Analphabet. Unter den Hilfsarbeitern auf dem Bau ist es im Schnitt sogar jeder zweite. Die seit 2000 alle drei Jahre durchgeführten internationalen PISA-Tests zeigten auf, dass rund jeder fünfte 15-Jährige in Deutschland nur auf Grundschulniveau lesen und Texte verstehen kann.