Studienplatzvergabe stürzt Unis ins Chaos
Weil das neue Zulassungsverfahren nicht funktioniert, gehen zahlreiche Bewerber leer aus.
Düsseldorf. Das Wintersemester beginnt in wenigen Wochen — dann könnte es zum Chaos bei den Einschreibungen kommen, weil die Einführung des geplanten zentralen Zulassungsverfahrens verschoben wurde. Betroffen sind Studienfächer mit einer örtlichen Zulassungsbeschränkung.
Hintergrund: Viele Abiturienten bewerben sich an mehreren Hochschulen zugleich. Wenn die Zusage der Wunsch-Uni nicht dabei ist, warten sie, ob sie dort im Nachrückverfahren noch angenommen werden. Und blockieren bis zur endgültigen Entscheidung alle Plätze, für die sie eine Zusage besitzen. So werden viele Studienplätze reserviert, später aber nicht besetzt. Im vergangenen Wintersemester waren es laut Kultusministerkonferenz mehr als 17 000. Besonders brisant: Zurzeit strömen mehr Abiturienten als je zuvor an die Unis.
Eigentlich hätte das Verfahren durch das von Bund und Ländern geplante sogenannte „Dialogorientierte Serviceverfahren“ vereinfacht werden sollen. Die Grundidee: Abiturienten bewerben sich auf der Plattform. Die Hochschulen sind weiterhin autonom. Aber sobald sich ein Bewerber für eine Hochschule entscheidet, ist sein Platz an anderen Unis direkt wieder frei. 150 Hochschulen und 200 000 Bewerber sollen auf der Plattform agieren.
Doch technische Probleme verzögern das Projekt mit dem Namen Hochschulstart. „Unsere Software funktioniert“, sagt Hochschulstart-Pressesprecher Bernhard Scheer unserer Zeitung. Das Problem seien die Hochschulen. Der Austausch zwischen Hochschulsoftware und der Plattform habe in ersten Tests nicht reibungslos funktioniert. Die Unis haben eigene Programme, die Hersteller hätten diese nicht an Hochschulstart angepasst. „Die Firmen haben es versäumt, die Schnittstelle stabil hinzukriegen“, kritisiert Scheer.
Der Marktführer der Hochschulsoftwarehersteller ist die Hochschul-Informations-System GmbH (HIS) — und die weist alle Schuld von sich. „Der Zeitplan war sportlich“, sagt HIS-Pressesprecher Theo Hafner. Er hätte nur eingehalten werden können, wenn alles einwandfrei geklappt hätte. Hat es aber nicht.
Und so werden wohl auch im Wintersemester wieder viele Studienplätze blockiert bleiben, die dann zahlreichen Abiturienten nicht zur Verfügung stehen.