Tausende Menschen erinnern an Luxemburg und Liebknecht
Berlin (dpa) - Mehrere tausend Menschen haben am Sonntag in Berlin an die vor 94 Jahren ermordeten Kommunistenführer Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht erinnert. Die Polizei sprach von rund 10 000 Teilnehmern an einer Demonstration linker Gruppen.
An der Kranzniederlegung auf dem Friedhof Friedrichsfelde nahmen unter anderem die Linkspartei-Vorsitzenden Katja Kipping und Bernd Riexinger sowie Bundestagsfraktionschef Gregor Gysi und der griechische Oppositionsführer Alexis Tsipras teil. Gemeinsam legten auch Oskar Lafontaine und Sahra Wagenknecht rote Nelken am Grab ab.
Unter dem Motto „Gegen Bankenmacht - für ein soziales Europa“ nahmen Tsipras und die Linken-Führung anschließend in der Berliner Volksbühne an einer Großveranstaltung der Partei zum Jahresauftakt teil. Ex-Parteichef Oskar Lafontaine stellte sich dabei hinter den auf eine rot-rot-grüne Koalition ausgerichteten Kurs der jetzigen Parteiführung. „Wir sind für eine Mehrheit links der Mitte“, sagte er.
Am Nachmittag kam es auf dem Friedhof Friedrichsfelde zu einem Zwischenfall. Rund 50 Demonstranten versuchten, den Gedenkstein für die Opfer des Stalinismus zu erreichen. Dort hatte die Vereinigung der Opfer des Stalinismus eine Mahnwache organisiert, um ein Zeichen gegen die „Heuchelei der Linken“ zu setzen, wie es in einer Pressemitteilung hieß. Immer wieder sei in den vergangenen Jahren der Gedenkstein geschändet, bespuckt, beschmiert und die Blumen und Kränze zerstört worden, kritisierte der Verein um die DDR-Bürgerrechtlerin Vera Lengsfeld. Die Polizei drängte die linken Demonstranten zurück. Sie ermittelt jetzt unter anderem wegen Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz und Verunglimpfung gegen das Andenken Verstorbener.
Liebknecht und Luxemburg wurden am 15. Januar 1919 von Mitgliedern rechtsextremer paramilitärischer Einheiten in Berlin erschossen. In der DDR nahmen an dem jährlichen Gedenkmarsch Zehntausende Menschen und die Staats- und Parteispitze teil. Auch nach der friedlichen Revolution versammelten sich weiterhin jedes Jahr im Januar Zehntausende auf dem Friedhof Friedrichsfelde. In den vergangenen Jahren gingen die Teilnehmerzahlen allerdings merklich zurück.