Terminservicestellen für Kassen-Patienten starten schleppend
Berlin (dpa) - Die neuen Vermittlungsstellen für einen schnellen Facharzttermin sind am Montag zum Teil nur schleppend angelaufen. So meldeten sich bei der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Baden-Württemberg nur zehn Kassen-Patienten, sagte ein Sprecher in Stuttgart.
In fünf Fällen sei ein Termin bei einem Facharzt in den kommenden vier Wochen vermittelt worden.
„Durch die Tatsache, dass die Patienten sich nur an uns wenden können, wenn sie eine Überweisung haben, war klar, dass die ersten erst einmal zum Hausarzt gehen müssen“, erläuterte der Sprecher. Die Fachärzte können auf freiwilliger Basis bei den 17 regionalen Kassenärztlichen Vereinigungen angeben, ob sie Behandlungstermine frei haben.
Die Kosten für die Vermittlungsstelle bezifferte der Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg für 2016 auf 500 000 Euro. Bislang sind in Stuttgart nach grober Schätzung rund 10 000 freie Termine eingestellt worden. In Hessen stehen aktuell 20 000 freie Facharzttermine zur Verfügung. Nicht alle Fachrichtungen sind gleich gut vertreten.
Kassen-Patienten mit einer ärztlichen Überweisung können sich seit Montag in dringenden Fällen an eine der 17 Terminservicestelle wenden. Dann sollte der gesetzlich Versicherte innerhalb von vier Wochen einen Termin bei einem Facharzt bekommen. Servicenummer und Öffnungszeiten sind bei den regionalen Kassenärztlichen Vereinigungen zu erfahren.
Mit der Unterstützung durch die Terminservicestellen gibt der Patient allerdings die Möglichkeit der freien Arztwahl auf. Falls der Terminservice keinen Facharzttermin innerhalb der Frist ausweisen kann, können Patienten die Ambulanz eines Krankenhauses aufsuchen.
Die Pflicht zur Vermittlung eines Termins innerhalb von vier Wochen gilt nicht bei Routineuntersuchungen und Bagatellerkrankungen. Bei einem Augen- oder Frauenarzt kann der Service ohne Überweisung in Anspruch genommen werden.
Die Grünen sehen in den Terminservicestellen eine „reine Symptombehandlung“. Lange Zeit habe die Bundesregierung die Kritik an langen Wartezeiten für gesetzlich Versicherte als reine Neiddebatte abgetan, erklärte die Grünen-Gesundheitspolitik Maria Klein-Schmeink. Es sei gut, dass dies nun ein Ende habe. Allerdings werde das Problem nicht an der Wurzel gepackt. „Die Anreize, gesetzlich und privat Versicherte unterschiedlich zu behandeln, bleiben bestehen.“ Patienten würden letztlich auf ein Callcenter verwiesen und verlören faktisch ihr Recht auf freie Arztwahl.