Terrorverdacht gegen 15-Jährige in Hannover erhärtet sich

Karlsruhe/Hannover (dpa) - Der Messerangriff einer 15-Jährigen auf einen Polizisten in Hannover hatte nach Erkenntnissen der Bundesanwaltschaft einen terroristischen Hintergrund.

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Das Mädchen sei dringend verdächtig, den Mann Ende Februar bei einer Kontrolle am Hauptbahnhof mit einem Gemüsemesser lebensgefährlich verletzt zu haben, weil sie ihn als Repräsentanten der ihr verhassten Bundesrepublik töten wollte. Das teilte die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe mit.

Die Behörde erwirkte beim Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshofes einen Haftbefehl wegen versuchten Mordes, gefährlicher Körperverletzung und Unterstützung einer ausländischen terroristischen Vereinigung.

Die Deutsch-Marokkanerin Safia S. sitzt in Untersuchungshaft, seit sie dem Bundespolizisten am 26. Februar bei einer Personenkontrolle unvermittelt das Messer in den Hals gerammt hatte. Der 34-Jährige erlitt eine zunächst lebensbedrohliche Stichwunde. Ein anderer Polizist konnte das Mädchen überwältigen.

Nach Überzeugung der Bundesanwaltschaft hatte sich die 15-Jährige spätestens im November 2015 das Gedankengut der Terrormiliz Islamischer Staat zu eigen gemacht. Über einen Internetnachrichtendienst stand sie in Kontakt zu einem IS-Kämpfer in Syrien. Im Januar flog die Gymnasiastin nach Istanbul, um sich dem IS anzuschließen. Bevor ihr der Grenzübertritt nach Syrien gelang, wurde die Jugendliche von ihrer Mutter nach Hannover zurückgeholt.

Allerdings hatte sich Safia S. noch in Istanbul - so die Erkenntnisse der Terrorermittler - von IS-Mitgliedern überzeugen lassen, in Deutschland eine „Märtyreroperation“ für den IS auszuführen. Nach der Attacke in Hannover hatte Safia S. in ihrer polizeilichen Vernehmung zunächst gesagt, sie habe aus Ärger über die Ausweiskontrolle zugestochen. In einem aus der Untersuchungshaft geschriebenen Brief entschuldigte sie sich bei dem Beamten.

Bereits kurz nach der Attacke war ein islamistischer Hintergrund vermutet worden - auch weil die Jugendliche schon im Grundschulalter Kontakt zu Salafisten hatte. Videos im Internet zeigen die damals Siebenjährige an der Seite des Predigers Pierre Vogel.

Die Messerattacke wird in Niedersachsen wahrscheinlich ein politisches Nachspiel haben. Bei einer Sondersitzung am 4. Mai will der Landtag in Hannover über die Einsetzung eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses entscheiden. Das von CDU und FDP beantragte Gremium soll mögliche Sicherheitslücken bei der Abwehr islamistischer Gefahren untersuchen, wie das Landtagspräsidium am Freitag in Hannover bekanntgab.

Für die Einsetzung des Untersuchungsausschusses muss im Landtag ein Fünftel der Abgeordneten stimmen - dies sind nach derzeitigem Stand 28 Abgeordnete. Da CDU und FDP gemeinsam 68 Parlamentarier stellen, kann der Ausschuss nicht der rot-grünen Regierungskoalition verhindert werden.