Tiefe Trauer um SPD-Politiker Peter Struck
Berlin (dpa) - Er saß fast 30 Jahre im Parlament, war Garant für den Zusammenhalt der großen Koalition und bei den Soldaten als Verteidigungsminister sehr geschätzt. Kurz vor Weihnachten ist der SPD-Politiker Peter Struck in Berlin gestorben.
Alle Parteien reagieren tief bestürzt.
Struck starb nach Angaben seiner Familie am Mittwoch im Alter von 69 Jahren an einem Herzinfarkt im Berliner Krankenhaus Charité. Sein überraschender Tod löste tiefe Bestürzung aus: Vertreter aller Parteien würdigten ihn als geradlinigen, verlässlichen Menschen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) nannte Struck einen bedeutenden Parlamentarier und großen Sozialdemokraten. Er saß 29 Jahre im Bundestag und war zweimal SPD-Fraktionschef.
Struck war erst am Montag als Vorsitzender der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung wiedergewählt worden. SPD-Chef Sigmar Gabriel sagte: „Für mich persönlich war Peter Struck ein verlässlicher und prinzipientreuer Wegbegleiter.“ Altkanzler Gerhard Schröder dankte Struck für seine Verdienste in der rot-grünen Koalition und betonte: „Auf sein Wort war immer Verlass. Er war ein gradliniger, verlässlicher und lebensfroher Niedersachse“.
Struck hatte schon vor einigen Jahren einen Herzinfarkt sowie einen Schlaganfall erlitten. Davon hatte er sich weitgehend wieder erholt. Nach dem Rücktritt von Rudolf Scharping wurde Struck im Jahr 2002 Verteidigungsminister und prägte mit Blick auf den Bundeswehreinsatz in Afghanistan den Satz: „Die Sicherheit Deutschlands wird auch am Hindukusch verteidigt“. Er verschaffte sich bei Rekruten und Generälen viel Anerkennung in seiner Amtszeit.
Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) sagte, mit ihm verliere Deutschland einen aufrechten und authentischen Charakter, der wie kaum ein anderer die Verteidigungspolitik des Landes verkörpert habe. „Er hat die Soldaten gemocht und sie ihn.“
Glatze, Schnauzbart und die Pfeife im Mund waren Strucks Markenzeichen. 29 Jahre saß er im Parlament, von 1998 bis 2002 und erneut von 2005 bis 2009 war er Fraktionsvorsitzender. Nach dem rot-grünen Machtwechsel 1998 wäre Struck auch gerne bei Schröder Kanzleramtschef geworden. 48 Jahre war er SPD-Mitglied. Zu Strucks großen Leidenschaften in der Freizeit gehörte das Motorradfahren.
Mit Unionsfraktionschef Volker Kauder bildete er in der großen Koalition ein erfolgreiches Gespann, um das Bündnis von SPD und CDU/CSU auch in Krisen zusammenzuhalten. Kauder sagte, Struck sei in dieser Zeit zu einem verlässlichen Freund und Wegbegleiter geworden. „Er hat sich um unser Land als aufrechter Demokrat verdient gemacht.“ Merkel betonte: „In der Großen Koalition habe ich ihn als einen hart argumentierenden, dabei jedoch stets verlässlichen Partner kennen- und schätzen gelernt“.
Der gebürtige Göttinger studierte Jura, nach der Promotion zum Dr. jur. mit einer Arbeit über Jugenddelinquenz und Alkohol war er in der Hamburger Verwaltung tätig. Von 1990 bis 1998 war er Parlamentarischer Geschäftsführer der SPD-Bundestagsfraktion. Dass er sich auch von der CDU-Vorsitzenden und Kanzlerin Angela Merkel den Mund nicht verbieten ließ („Die CDU kann mich mal“), verschaffte Struck in der SPD während der großen Koalition viel Autorität. Die schwierig zu führende Fraktion stand fast immer geschlossen hinter ihm - geschätzt wurde besonders auch seine Geradlinigkeit.
SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück betonte: „Er war ein unverwechselbarer Charakter auf der Bühne der Politik, über die Parteigrenzen hinweg geschätzt und in der Öffentlichkeit als authentische Persönlichkeit wahrgenommen“. Strucks Nachfolger als Fraktionsvorsitzender, Frank-Walter Steinmeier, nannte ihn „einen engen Weggefährten, einen Mann voller Herzenswärme, Humor und Lebensklugheit“. Als einziger Fraktionsvorsitzender seit Gründung der Bundesrepublik sei er zweimal Bundestagsfraktionschef geworden.
Bundestagspräsident Norbert Lammert betonte: „Er hat sich durch seine Gradlinigkeit und Verlässlichkeit Respekt und Wertschätzung weit über die eigene Partei hinaus erworben.“ Linke-Fraktionschef Gregor Gysi würdigte Strucks Stil als etwas, das heute in der Politik zunehmend fehle. „Er war fleißig, engagiert und verlor nie das Gefühl für die Situation der Bevölkerung, für Menschen in Armut.“ Er habe sich freundschaftlich, kollegial und solidarisch verhalten. Dies sei inzwischen eher eine Rarität in der Politik, sagte Gysi.
Die Grünen-Fraktionschefs Jürgen Trittin und Renate Künast erklärten: „Sein Spruch, dass kein Gesetz den Bundestag so verlasse wie es hineingekommen sei, wurde als "Strucksches Gesetz" zum geflügelten Wort.“ Er habe entscheidend zum Zustandekommen und Erfolg der rot-grünen Regierungskoalition beigetragen. FDP-Chef Philipp Rösler würdigte Struck als „einen prägenden Kopf der Politik“.