„Totaler Krieg“: Heiner Geißler sorgt mit Nazivergleich für Empörung

Der 81-Jährige zitiert NS-Propagandaminister Joseph Goebbels und erntet dafür Kopfschütteln und heftige Kritik.

Stuttgart. Es ist ein Déjà-vu. Als Heiner Geißler vor etwa zehn Monaten seine Stuttgart-21-Mission startet, zündet der damals 80-Jährige mit einem einzigen Satz eine mediale Bombe. Im Foyer des Stuttgarter Bahnhofs erklärt er: „Der Ministerpräsident war einverstanden mit einem Bau- und Vergabestopp.“

Die Gegner des Tiefbahnhofs jubeln, der damalige CDU-Regierungschef Stefan Mappus zürnt und pfeift Geißler zurück. Doch Geißler lässt sich nicht beirren. Er nennt die Baustopp-Debatte ein Missverständnis und nimmt seine Arbeit als Schlichter auf — mit den bekannten Folgen.

Nun, einen Sommer später, fragen sich wieder Viele: Was ist bloß mit Heiner Geißler los? Denn der mittlerweile 81-Jährige hatte am Freitag zum Ende der zehnstündigen Stuttgart-21-Schlichtung nicht nur mit seinem Kompromissvorschlag überrascht, sondern auch mit der so heiklen wie provozierenden Frage: „Wollt Ihr den totalen Krieg?“ Das Goebbels-Zitat stößt in der Runde zunächst nicht auf Widerspruch. Doch übers Wochenende schwillt die Kritik an Geißlers Goebbels-Zitat an. Von bösem Ausrutscher und Patzer ist die Rede.

Doch in einem Interview im Deutschlandfunk gibt sich Querkopf Geißler am Dienstag stur. Der frühere CDU-Generalsekretär sieht nicht ein, seine Formulierung zurückzunehmen.

Im Gegenteil: Er behauptet sogar, er wisse gar nicht, dass das Zitat „Wollt Ihr den totalen Krieg“ aus der berüchtigten Sportpalastrede von NS-Propagandaminister Joseph Goebbels aus dem Jahr 1943 stammt. „Ach was, das ist keine Sprechweise der Nazis. Der totale Krieg, den gibt es auch anderswo, den haben wir zurzeit in Syrien.“ Auch in Stuttgart habe es im Konflikt um den Bahnhof bereits 100 Verletzte gegeben.

Der Fraktionschef der Südwest-FDP, Hans-Ulrich Rülke, kritisiert, Geißler gehe es nur um Eigenwerbung. „Er sucht die mediale Aufmerksamkeit, damit er als Jopie Heesters des Politikbetriebs noch mit 100 Jahren in den Talkshows sitzen kann.“