Unicef: Weltweit 250 Millionen Kinder erleben täglich Krieg

Köln/Berlin (dpa) - Jedes neunte Kind auf der Erde wächst laut Unicef-Report 2016 in einer Kriegsregion auf. „250 Millionen Kinder weltweit erleben täglich Krieg“, sagte Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) bei der Vorstellung des Jahresberichts.

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Gerade auch Europa sei aufgerufen, mehr für diese Opfer von Gewalt zu tun. „Dieser Hilfeschrei der Kinder in dieser Not, der darf nicht verhallen“, sagte Müller.

Im Bürgerkriegsland Syrien seien in den vergangenen fünf Jahren etwa 150 000 Babys auf der Flucht geboren worden. Insgesamt 16 Millionen Geburten gab es allein 2015 in Krisengebieten. Mit nur 20 Cent für Nahrung lasse sich das Überleben eines Kindes sicherstellen, betonte der Minister. Er habe „Sorge, dass wir alle wegen der täglichen Krisenbilder abstumpfen“.

Besonders erschreckend sei, dass sich Gewalt zunehmend gezielt gegen Kinder richte, heißt es im Bericht des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen (Unicef). Pro Tag würden im Durchschnitt vier Schulen oder Krankenhäuser attackiert. „Uns liegen viele Berichte vor, wonach Scharfschützen bewusst Kinder anvisieren und Schulen, Kindergärten oder Spielplätze angegriffen werden“, so der Geschäftsführer von Unicef Deutschland, Christian Schneider.

In vielen Konflikten seien Entführung, Vergewaltigung, Folter und Ermordung von Kindern verbreitete Methoden, um Erwachsene zu demoralisieren, berichtet das UN-Hilfswerk im Jahresreport. In Syrien zählte Unicef 2015 mehr als 1500 schwerste Kinderrechtsverletzungen.

Müller hob die sehr gute Zusammenarbeit mit Unicef hervor - gerade auch beim Schwerpunkt, das Überleben von Kindern zu sichern und ihre Ausbildung in Kriegs- und Krisengebieten zu gewährleisten. Gemeinsam habe man für 500 000 Kinder in und um Syrien in den vergangenen Jahren Schulen geschaffen. Müller bedauerte, dass weltweit 165 Milliarden Euro pro Jahr für Friedensarbeit ausgegeben würden und das Zehnfache für Rüstungsgüter.

Der Vorsitzende von Unicef Deutschland, Jürgen Heraeus, zitierte in Berlin einen zehnjährigen Jungen aus der syrischen Bürgerkriegsstadt Aleppo: „Alles was wir uns wünschen, ist Sicherheit, nur Sicherheit.“ Es sei ungemein wichtig, die Situation vor Ort zu stabilisieren. Dabei sei „ein Euro in diesen Länder oft das Fünf- bis Zehnfache wert von der Kaufkraft“. Heraeus kritisierte in diesem Zusammenhang Umschichtungen zugunsten der Verteidigungshaushalte vieler Länder.