Union fürchtet den Niedersachsen-Effekt

Wenn viele taktisch wählen, dann könnte es für Schwarz-Gelb nicht mehr reichen.

Berlin. Wer in diesen Tagen mit Spitzenvertretern der Union über die letzten drei Wahlkampfwochen spricht, hört früher oder später die Wendung: „Nicht wie in Niedersachsen.“ Dort errang im Januar Rot-Grün in letzter Minute einen knappen Sieg. Schwarz-Gelb flog aus der Landesregierung, und das trotz ähnlich hoher Sympathie-Werte für den CDU-Ministerpräsidenten David McAllister wie sie im Bund derzeit Angela Merkel hat.

Ein Effekt spielte eine Rolle, der sich wiederholen könnte: Die Unionswähler waren schlecht mobilisiert. Und dann gaben viele von ihnen auch noch der FDP ihre Zweitstimme, weil die in den Umfragen an der Fünf-Prozent-Hürde hing und das schwarz-gelbe Projekt daran zu scheitern drohte. Die Union tolerierte das. Bloß: Am Ende hatten die Liberalen 9,9 Prozent auf dem Konto, während die Union auf 36 Prozent absackte. Und zusammen reichte es nicht mehr.

Nach den Analysen, die gegenwärtig dazu in der CDU-Spitze vorgenommen werden, hängt viel vom Ausgang der Landtagswahl in Bayern eine Woche vor der Bundestagswahl ab. Wenn dort die FDP aus dem Landtag fliegt, könnte es bundesweit einen ähnlichen „überbordenden Effekt“ für die Liberalen geben wie seinerzeit in Hannover, so wird befürchtet. Eine Punktlandung wäre es aus Sicht der Unionsführung, wenn die FDP im Bund mit sieben oder acht Prozent abschneiden würde.

Das Problem ist nur, dass man das nicht steuern kann. Zumal Absprachen zwischen den Partnern nicht funktionieren. Jeder ist sich selbst der Nächste. FDP-Spitzenkandidat Rainer Brüderle hat eine Zweitstimmenkampagne angekündigt — der Slogan „Zweitstimme FDP“ soll noch auf alle FDP-Plakate geklebt werden.

Die Union hingegen plakatiert den Spruch: „Beide Stimmen CDU“. Sie macht den Fehler von Niedersachsen kein zweites Mal. Beide Koalitionsparteien müssten für sich das Maximum holen, wenn es reichen solle, so lautet die Devise.