Viele Lehrer sind im Sommer sechs Wochen arbeitslos
Befristete Verträge für Lehrer lassen häufig die Ferien aus.
Düsseldorf. Noch fünf Wochen, dann stehen in den ersten Bundesländern die Sommerferien an. Die meisten Schüler und Lehrer fiebern der freien Zeit entgegen, doch für zahlreiche, vor allem junge und Aushilfslehrer bedeutet der Ferienbeginn Unsicherheit — und den Weg zum Arbeitsamt. Grund: Viele erhalten nur Jahresverträge, bei denen die Sommerferien ausgenommen sind. Das bedeutet, sie werden zu Beginn des Sommers arbeitslos und wissen häufig nicht, ob sie im Herbst wieder beschäftigt sein werden.
„Es ist ein Skandal. Die Schulen sparen auf Kosten des Sozialversicherungssystems“, sagt Oliver Brüchert, Tarifreferent der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Zudem seien die unsichere Lage und die finanziellen Einbußen für die Lehrer unzumutbar. Bei manchen gehe das jahrelang so, bis sie eine Festanstellung erhielten.
Deutschlandweit erhielten 2012 etwa 5400 Lehrer in den Sommerferien Arbeitslosengeld. „Seit mehreren Jahren fällt dieser sprunghafte Anstieg in den Sommermonaten auf“, teilte die Bundesagentur für Arbeit mit. Besonders betroffen sind Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Bayern, Hessen, Hamburg und Schleswig-Holstein.
Insgesamt ist die Zahl der zusätzlich arbeitslosen Lehrkräfte nach Anstiegen 2011 (5800) aber erstmals rückläufig — auch, weil einige Länder dagegen angehen. „In NRW stellt sich das Problem nicht“, sagt ein Sprecher des Landes-Schulministeriums. Bereits 2009 hatte die damalige NRW-Schulministerin Barbara Sommer (CDU) angeordnet, dass Vertretungslehrer nicht bis zum Schuljahresende, sondern bis zum Ferienende bezahlt werden müssen — vorausgesetzt, sie sind mindestens seit Februar angestellt.
Laut Bundesagentur für Arbeit gab es in den Ferienmonaten 2012 in NRW 340 arbeitslose Vertretungslehrer zusätzlich. Dort gebe es aber auch eine relativ hohe Zahl an angestellten Lehrern. „Man kann nicht ausschließen, dass es nicht mehr vorkommt, aber insgesamt hat sich die Situation für die Lehrer in NRW in den vergangenen Jahren deutlich verbessert“, sagt Berthold Paschert, Sprecher der GEW in NRW. Das könne sich aber bald wieder ändern, befürchtet er: „Die Landesregierung hat das Budget für Vertretungsunterricht halbiert. Das dürfte Schwierigkeiten geben.“