Warnung vor überstürztem Atom-Ausstieg

NRW-Ministerpräsident Kraft fürchtet Abwanderung von Firmen. Koalition berät über AKW-Abschaltung.

Berlin. Kurz vor der erwarteten Entscheidung der schwarz-gelben Koalition zum Atomausstieg haben sich die Warnungen vor negativen Folgen für die deutsche Energieversorgung verstärkt. NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) sprach sich gegen einen übereilten Ausstieg aus.

Sie mahnte, entscheidend sei nicht, ob „wir den Atomausstieg ein oder zwei Jahre früher oder später hinbekommen. Entscheidend ist, dass wir ihn gut gestalten und dabei die Versorgungssicherheit und die Preise berücksichtigen“. Kritik kam auch von Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) und FDP-Chef Philipp Rösler.

Die Spitzen von Union und FDP berieten am Sonntagabend im Kanzleramt über einen raschen Atomausstieg und ein endgültiges Aus für bis zu acht Kernkraftwerke. Ein Ergebnis des Gesprächs lag bei Redaktionsschluss unserer Zeitung nicht vor. Die Ethikkommission hält einen Ausstieg binnen zehn Jahren für möglich.

Kraft verwies gegenüber dem „Spiegel“ darauf, dass NRW die Heimat vieler energieintensiver Industrien sei. Die Gefahr bestehe, dass Firmen und Arbeitsplätze ins Ausland abwanderten, wenn sich Energiekosten verteuerten. Hessen Ministerpräsident Bouffier betonte, er werde dem neuen Energiekonzept nur zustimmen, wenn es realistisch sei.

Vor dem Koalitionstreffen warnte auch Rösler vor einem Bieterwettbewerb um das Datum des Ausstiegs: „Der Weg bis dahin ist entscheidend“, sagte der Wirtschaftsminister. CSU-Chef Horst Seehofer machte sich für ein Abschalten aller AKW innerhalb von zehn Jahren stark. Red