Migrationsbericht Weniger Menschen suchen Asyl

Berlin · Der aktuelle Migrationsbericht zeigt, für wen Deutschland vor allem attraktiv ist.

Asylbewerber warten im „Ankunftszentrum für Flüchtlinge“ im hessischen Gießen. Während die Zahl der Asylbewerber 2018 das dritte Jahr in Folge gesunken ist, ist die Bundesrepublik vor allem für Zuwanderer aus Europa attraktiv.

Foto: dpa/Boris Roessler

Deutschland ist besonders für Zuwanderer aus anderen europäischen Staaten attraktiv. Viele Menschen kommen auch aus Drittstaaten, um hier zu arbeiten oder zu studieren. Dagegen ist die Zuwanderung aus humanitären Gründen weiter rückläufig. Das geht aus dem aktuellen Migrationsbericht der Bundesregierung hervor, der am Mittwoch im Kabinett verabschiedet wurde. Die wichtigsten Daten im Überblick.

Wie hat sich
die Migration entwickelt?

2018 wurden in Deutschland rund 1,6 Millionen Zuzüge und 1,2 Millionen Fortzüge erfasst. Der Wanderungsüberschuss lag damit bei knapp 400.000. Das war etwas weniger als im Jahr davor (plus 416.000 ). Mehr als zwei Drittel aller Zuwanderer kamen 2018 aus einem anderen europäischen Land. Dazu zählen statistisch auch die Türkei und Russland. Gut die Hälfte der zugewanderten Europäer kamen aus der EU. Insgesamt etwa jeder siebte Zuwanderer stammt aus Asien. Lediglich 4,2 Prozent kamen aus afrikanischen Staaten und 5,3 Prozent aus Amerika, Australien sowie Ozeanien. Jeder Vierte (20,8 Millionen) in deutschen Privathaushalten hatte 2018 einen Migrationshintergrund, hat also nicht von Geburt an die deutsche Staatsbürgerschaft oder mindestens ein Elternteil, bei dem dies der Fall ist.

Welche Rolle spielt
die Erwerbsmigration?

2018 zogen knapp 61.000 Drittstaatsangehörige nach Deutschland, um einen Job anzutreten. Fast zwei Drittel von ihnen reisten für eine qualifizierte oder hochqualifizierte Tätigkeit ein. Diese Zahlen liegen etwa auf dem gleichen Niveau wie 2017. Für Studenten wird Deutschland indes attraktiver. Insgesamt begannen 2018 fast 110.000 junge Ausländer ein Studium an deutschen Hochschulen. Das waren 4,8 Prozent mehr als im Jahr davor.

Woher kommen
die Zuwanderer konkret?

Unter den Erwerbsmigranten bilden Bürger aus den Balkanstaaten wie Serbien, Bosnien und Herzegowina oder dem Kosovo die größte Gruppe. Bezogen auf alle Zuwanderer war 2018 erneut Rumänien das Hauptherkunftsland. Der Anteil bezogen auf alle Zuzüge lag bei 15,1 Prozent, gefolgt von Polen (9,2 Prozent) und Bulgarien (5,2 Prozent). Die Zuzüge aus dem kriegsgeschüttelten Syrien machten 2018 dagegen nur einen Anteil von 1,9 Prozent an der Gesamtzuwanderung aus. 2017 waren es noch 3,3 Prozent.

Wie ist die Situation
bei den Asylbewerbern?

Die Anzahl der Asylbewerber ist das dritte Jahr in Folge zurückgegangen. 2019 wurden demnach 111.094 grenzüberschreitende Asylerstanträge gestellt, gut 14 Prozent weniger als im Jahr davor. Dabei handelt es sich um Anträge, denen eine Einreise nach Deutschland vorausging. Zusammen mit den 23.429 Asylfolgeanträgen und den 31.415 Erstanträgen für in Deutschland geborene Kinder wurden 2019 insgesamt 165.938 Asylanträge gestellt. Die fünf Hauptherkunftsländer waren Syrien, Irak, Türkei, Iran sowie Afghanistan. 2019 wurde insgesamt über knapp 184.000 Flüchtlingsanträge entschieden. Mehr als 60 Prozent wurden abgelehnt oder erledigten sich anderweitig wie etwa durch die Rücknahme von Anträgen.

Wie sind die Reaktionen?

Bundesinnminister Horst Seehofer (CSU) zeigte sich mit der Entwicklung zufrieden. Die gesunkene Zahl der Asylbewerber zeige, „dass die zahlreichen Maßnahmen der letzten Jahre gegen ungesteuerte Zuwanderung wirken“, sagte der CSU-Politiker. „Die Zahl der Flüchtlinge weltweit steigt, doch nach Deutschland schaffen es immer weniger Schutzsuchende“, meinte dagegen die Innenexpertin der Linken, Ulla Jelpke. Das sei „keine beruhigende Nachricht“, denn immer mehr Flüchtlinge würden an den europäischen Abschottungsmaßnahmen scheitern.