Der CSU-Toleranz-Tester Muslimischer Kandidat zieht CSU-Bewerbung um Bürgermeisteramt zurück

Sener Sahin wollte CSU-Bürgermeister werden. Die Partei will das nicht. Weil Sahin Moslem ist und ein muslimischer CSU-Bürgermeister dann eben doch noch eine Abbiegung zu viel ist auf der Straße der CSU-Toleranz.

Sener Sahin ist Unternehmer. Er besitzt nach eigenen Angaben ausschließlich die deutsche Staatsbürgerschaft.

Foto: dpa/Privat

Dass Sener Sahin einmal als Bemessungsobjekt für Toleranz in der CSU herhalten muss, das hatte der Unternehmer aus der schwäbischen Gemeinde Wallerstein selbst wohl nicht für möglich gehalten. Jetzt ist er aber genau das: Der türkische Unternehmer aus dem Landkreis Donau-Ries wollte für die CSU bei der Kommunalwahl als Bürgermeister-Kandidat an- und dafür in die Partei eintreten. Aber seine künftigen Parteifreunde wollten genau das nicht. Weil Sahin Moslem ist und ein muslimischer CSU-Bürgermeister dann eben doch noch eine Abbiegung zu viel ist auf der Straße der CSU-Toleranz.

Sahin verzichtete auf die Kandidatur und steht seither im Blickpunkt. Das heimische Telefon ist Dauer besetzt, vielleicht liegt auch der Hörer längst neben der Gabel. Und so sprechen jetzt andere über den Ausgemusterten, der sich im Bayerischen Rundfunk beklagt hatte, es sei bei der Kritik an ihm nicht um die Qualifikation gegangen, sondern allein um den Einwand, „ein Moslem als Vertreter der Christlich Sozialen Union, das geht doch gar nicht“.

Bayerns-CSU-Ministerpräsident Markus Söder zum Beispiel, der sich ja in den vergangenen Monaten eigentlich viel Mühe gegeben hatte, das allzu Traditionelle abzulegen und den Innovationszug im Führerhaus durch Deutschland zu lenken, bedauerte den Rückzug. Er kenne noch keine genauen Hintergründe und habe CSU-Generalsekretär Markus Blume gebeten, sich den Vorgang erläutern zu lassen. Damit hat Söder sich ausreichend Zeit und Abstand verschafft, nicht mit der Empörungswelle über eine „ewiggestrige“ Partei hinweggeschwemmt zu werden.

Kritik kommt aber auch aus der CSU: Der Ehrenvorsitzende Theo Waigel kritisierte seine Parteifreunde aus Wallerstein. „Ich halte es für grundfalsch, einen Kandidaten wegen seines Glaubens auszuschließen, wenn er sich zu unseren Werten bekennt“, sagte Waigel der „Augsburger Allgemeinen“. „Gerade in einer Zeit, in der ein Dialog zwischen den Weltreligionen so dringend nötig ist, darf so etwas nicht passieren“, sagte Waigel weiter. „Sogar bei den Oberammergauer Passionsspielen dürfen Muslime mitmachen, dann muss das doch in der CSU auch möglich sein.“ Schwabens CSU-Bezirkschef Markus Ferber empörte sich ebenfalls: „Sener Sahin ist ein cooler Kandidat, bestens integriert im Ort, als Unternehmer, im Sportverein – ein klassischer CSU-Kandidat eben.“

(kup/AFP)