Wenn das Glücksspiel zur Sucht wird

18- bis 20-jährige Männer sind besonders gefährdet. Die Politik reagiert kaum.

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Berlin. Glücksspiele sind faszinierend. 80 Prozent der 16- bis 65-Jährigen haben sich nach einer Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung darin schon mal versucht. Allerdings hört der Spaß auf, wenn Glücksspiele zur Sucht werden. Die Politik, das macht die mit dem Deutschen Lotto- und Totoblock entstandene Untersuchung deutlich, ist nur bedingt abwehrbereit.

Das Verhalten bei gewerbsmäßigen Glücksspielen, also Spielen mit Geldeinsatz.

Seit der ersten Untersuchung vor sieben Jahren ist ein deutlicher Rückgang der Teilnehmerzahlen bei den klassischen Spielarten wie Lotto zu verzeichnen. Demnach hatten in den letzten zwölf Monaten vor der aktuellen Befragung gut 40 Prozent der 16- bis 65-Jährigen mindestens ein Glücksspiel gespielt. Der 2007 festgestellte Anteil lag noch bei 55 Prozent. Im Gegenzug ist das „Zocken“ an Geldspielautomaten auf dem Vormarsch. 2007 lag der Anteil bei 2,2 Prozent, jetzt sind es 3,7 Prozent. Besonders deutlich sticht die Zunahme bei den 18- bis 20-jährigen Männern heraus. 23,5 Prozent von ihnen spielen an den Daddelmaschinen, viermal so viele wie 2007.

Knapp jeder sechste Glücksspieler gibt monatlich bis zu zehn Euro für die Hoffnung auf schnellen Gewinn aus. 15 Prozent investieren zehn bis 50 Euro, weitere 4,6 Prozent zwischen 50 und 100 Euro. 4,2 Prozent legen monatlich noch mehr drauf. Der Staat verdient dabei kräftig mit — 2011 drei Milliarden Euro. Der Löwenanteil bleibt bei den privaten Anbietern hängen. 2011 verzeichnete die gesamte Glücksspielbranche einen Umsatz von 32,5 Milliarden Euro.

Das ist ein schleichender Prozess. Es kann damit beginnen, dass Gewinne nicht dem Zufall zugeschrieben werden, sondern dem eigenen Können und Verluste einer Pechsträhne. Später geht es darum, Verluste „auszugleichen“. Dafür werden Konten überzogen, Kredite aufgenommen, Verwandte und Bekannte um Geld gebeten. Insgesamt weisen 438 000 Personen in Deutschland ein krankhaftes Spielverhalten auf. Das sind 0,82 Prozent aller Glücksspieler.

Die größte Suchtgefahr geht von den Spielhallen-Automaten aus. Fast alle Bundesländer haben deshalb Gesetze erlassen, die den Mindestabstand von einer Spielhalle zur anderen regeln. Was in den Spielhallen selbst geschieht, ist aber Sache des Bundes. Eine Spiele-Verordnung hatte die alte Bundesregierung abgelehnt. Nun müsste die große Koalition handeln. Konkret geht es darum, für die Automaten Höchsteinsätze festzulegen und Stopp-Tasten abzuschaffen, die den Benutzer im Glauben lassen, so den Spielverlauf steuern zu können.