„High sein“ Wenn schon kiffen, dann sicher

„High sein“ klärt über den Umgang mit Drogen auf — ohne diese zu verteufeln. Der Grat zwischen Aufklärung und Anleitung ist schmal.

Knapp 16 Prozent der 18- bis 25-Jährigen haben laut aktuellem Drogenbericht der Bundesregierung innerhalb der vergangenen 12 Monate Erfahrungen mit Cannabis gemacht.

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Düsseldorf. Wohin die Reise geht, entscheidet jeder für sich selbst. Das zumindest glauben die beiden Autoren Jörg Böckem und Henrik Jungaberle, deren Buch „High sein“ seit kurzem im Handel zu haben ist.

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Mit Reise ist ein Rausch gemeint, den Konsumenten sich durch die Verwendung von legalen oder illegalen Substanzen selbst verpassen. „Ein Aufklärungsbuch“ heißt das Werk im Untertitel — und genau das haben Böckem, Journalist und ehemaliger Junkie, und Jungaberle, Therapeut und Wissenschaftler, mit ihm im Sinn.

Einen erhobenen Zeigefinger sucht man in dem Buch allerdings vergeblich. Auf den mehr als 300 Seiten finden sich stattdessen umfangreiche Informationen über legale und verbotene Rauschmittel, sachlich, aber schonungslos offen zusammengetragen. Dass Alkohol selbst im Vergleich zu Heroin nachweislich die gefährlichere Substanz ist, mag manchen überraschen.

Die Autoren beschreiben, was bei einem „High“ passiert, warum Menschen zu Rauschmitteln greifen, aber auch, was die Risiken sind. Ergänzt werden die Beschreibungen durch Erfahrungsberichte junger Menschen — die sehr unterschiedlich ausfallen:

Vom tollen Rauscherlebnis mit Freunden bis zum Totalabsturz mit sozialem Abstieg und unfreiwilligen Kontakten zu Polizei und Drogenkliniken. Aufwendig gestaltete Grafiken liefern Zahlenmaterial, prominente Menschen Zitate zum Thema.

Es geht vor allem um die sehr unterschiedlichen Erfahrungen, die man mit Drogen erleben kann. Die einen haben mit Alkohol, Cannabis, Ecstasy oder härterem Stoff eine gute Zeit — die Autoren lassen keinen Zweifel daran, dass das sehr wohl möglich ist —, andere begeben sich durch Experimente mit tolerierten oder illegalen Rauschmitteln direkt auf die Schnellstraße in Richtung Abhängigkeit.

Manche Kritiker tun sich schwer mit diesem pragmatischen Ansatz der Autoren und setzen, wie die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), bei der Prävention eher darauf, grundsätzlich vom Drogenkonsum abzuraten. Zumal die Grenze zwischen Aufklärung (so funktioniert diese Substanz) und Anleitung (so verwendet ihr diese Substanz möglichst risikofrei) keine sehr gut bewachte ist.

„Wir wollen niemandem vorschreiben, was er tun oder lassen soll. Stattdessen möchten wir versuchen, jedem Leser die Möglichkeit zu geben, seine Entscheidungen gut informiert und unter Abwägungen der Risiken zu treffen“, schreiben Böckem und Jungaberle.

Ein akzeptierender Ansatz, der sich in der Drogenprävention vielfach etabliert hat. „Drogen sind nun mal Teil der Gesellschaft, es geht um einen gefahrlosen Umgang mit ihnen“, sagt Dieter Marenz, Leiter der Wuppertaler Beratungsstelle für Drogenprobleme. Das oberste Prinzip sei stets die Schadenminimierung und dazu gehörten auch Informationen über den risikoarmen Umgang („Safe Use“).

Trotz ihrer akzeptierenden Sichtweise betonen Marenz und die „High sein“-Autoren eine Sache: „Die Finger von Drogen zu lassen, ist die beste Prävention.“