Merkels Abgang Wer kandidiert für den CDU-Parteivorsitz – und wer könnte kandidieren?

Berlin · Ex-Rivale Friedrich Merz wirft seinen Hut für die Nachfolge Merkels in den Ring. Armin Laschet bleibt – noch – in Deckung.

Merkel zieht sich zurück. Wer wird ihr Nachfolger oder Nachfolgerin?

Merkel zieht sich zurück. Wer wird ihr Nachfolger oder Nachfolgerin?

Foto: dpa/Kay Nietfeld

Nach der Ankündigung von Angela Merkel, nicht mehr für den CDU-Vorsitz zu kandidieren, dreht sich das Nachfolgekarussell. Ein Blick auf die möglichen Kandidaten.

Armin Laschet

Der NRW-Ministerpräsident Armin Laschet hält sich eine Kandidatur offen. Der 57-jährige NRW-Ministerpräsident galt in der Zuwanderungspolitik lange Zeit als liberal, hat seine Positionen aber in der Regierung angepasst. Bei Abschiebungen fährt er einen harten Kurs. Laschet regiert in einer schwarz-gelben Koalition und versteht sich gut mit FDP-Chef Christian Lindner. Er und Annegret Kramp-Karrenbauer würden sich im Merkel-freundlichen Lager zwar Konkurrenz machen, klar ist aber auch, dass Laschets Anspruch vor Berlin nicht Halt macht. Als er gestern nach eigener Aussage von Merkels Plänen „überrascht“ wurde, registrierte Laschet die eiligen Kandidaturen der anderen, reiste zurück nach Düsseldorf und präsentierte sich von dort als mögliches Ass im Ärmel der Partei. Klar ist: Laschet sitzt einem Landesverband vor, der ein Drittel der CDU-Delegierten umfasst. Und mit Merz und Spahn kandidieren bereits zwei Schwergewichte aus NRW. Er hingegen wolle zunächst „über einige Inhalte“ sprechen, sagte der CDU-Vize-Bundesvorsitzende. „Es geht nicht darum, wer ruft als Erster:  ‚hier‘“, sondern darum, eine „gute Lösung für alle“ zu finden. Laschet hatte Merz als Brexit-Beauftragten zurück ins politische Feld geholt, von dessen Kandidatur aber aus den Medien erfahren. Laschet und Spahn gelten innerparteilich als Gegenspieler.

Von links im Uhrzeigersinn: Armin Laschet, Annegret Kramp-Karrenbauer,  Jens Spahn, Friedrich Merz, Daniel Günther und Wolfgang Schäuble.  Fotos: dpa

Von links im Uhrzeigersinn: Armin Laschet, Annegret Kramp-Karrenbauer, Jens Spahn, Friedrich Merz, Daniel Günther und Wolfgang Schäuble. Fotos: dpa

Foto: dpa/Henning Kaiser

So wolle Laschet Gespräche mit den Vorsitzenden der anderen CDU-Landesverbände und den innerparteilichen Vereinigungen sprechen, etwa dem Arbeitnehmerflügel, der Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung und der Senioren-Union. Zudem solle die für Sonntag und Montag geplante Tagung des CDU-Bundesvorstands abgewartet werden. Der Vorstand der NRW-CDU soll am 6. November erneut zusammenkommen, „um dann etwas mehr Klarheit in dieser außergewöhnlichen Lage zu fassen“, so Laschet.

Annegret Kramp-Karrenbauer

Die 56-Jährige ist Merkels Wunschnachfolgerin, weil sie ihr in vielem sehr ähnelt. Aber genau das könnte das größte Handicap von „AKK“ werden. Denn viele in der CDU wollen einen echten „Neuanfang“. Kramp-Karrenbauer ist pragmatisch und steht für ein modernes Weltbild der Union. Sie hat kurzzeitig im Saarland eine „Jamaika“-Koalition angeführt, später eine Groko. Erst im Februar wechselte sie nach Berlin als CDU-Generalsekretärin, was als klare Vorbereitung auf die Merkel-Nachfolge gewertet wurde. Ihre politische Karriere begann sie im Stadtrat ihres Heimatortes Püttlingen. Und immer, wenn sie gerufen wurde, machte sie ihre Sache so gut, dass irgendwann der nächste Ruf kam. Im März 2017 gewann sie auf dem Zenit der Beliebtheit von SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz die Landtagswahl im Saarland haushoch für die CDU.

Friedrich Merz

Der 62jährige Ex-Fraktionschef meldete als erster seine Ambitionen an – indirekt via „Bild“. Es wäre eine Kandidatur der Rache, denn Merkel hatte den Sauerländer 2004 entmachtet. Damals hatte sich der Finanzexperte, der einst die „Bierdeckel“-Steuerreform erfand, die schließlich von der CSU verhindert wurde, aus der Politik zurückgezogen und war in die Wirtschaft gegangen. Aus dem Off hatte er sich aber immer wieder mal mit ätzender Kritik an der CDU-Chefin gemeldet. Sowohl an ihrem Wahlkampfstil als auch an der Flüchtlingspolitik. Um Merz könnten sich die Parteirechten und der Wirtschaftsflügel sammeln.

Sein Ausscheiden aus der aktiven Politik wurde damals als Schwächung des marktwirtschaftlichen Kurses in der Union gewertet. Der Vater von drei Kindern – zwei Meter groß – konzentrierte sich auf seine Arbeit als Anwalt einer Wirtschaftskanzlei in Düsseldorf. Viel Zeit investierte er auch in seine Aufsichtsratsposten: 2013 hatte er 19 solcher Mandate inne, zuletzt setzte ihn die NRW-Landesregierung auf den Posten des Aufsichtsratschef des Köln-Bonner Flughafens.

Jens Spahn

Der 38jährige aus dem Münsterland tat sich als Kritiker der Flüchtlingspolitik der Kanzlerin hervor und verschaffte ihr auf dem letzten CDU-Parteitag eine Niederlage, als er gegen ihren Willen einen Antrag durchsetzte, mit dem die doppelte Staatsangehörigkeit abgelehnt wird. Spahn erstarkte so sehr, dass Merkel ihn bei der Kabinettsbildung berücksichtigen und zum Gesundheitsminister machen musste. Seitdem gibt sich der CDU-Nachwuchsmann loyal. Spahn und Merz stünden sich bei einer Kandidatur gegenseitig im Weg.

Sonstige mögliche Nachfolger

Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (76) könnte eine Übergangslösung sein. Gegen den Kieler Regierungschef Daniel Günther (45) würde die Parteirechte aufbegehren. Außenseiterchancen hätte Agrarministerin Julia Klöckner (45).