Wissenschaftsrat will Fälschungen erschweren

Berlin (dpa) - Mit dem Fall von Karl-Theodor zu Guttenberg rückte das Problem wissenschaftlicher Plagiate in die Schlagzeilen. Jetzt sollen die Universitäten stärker auf einwandfreie Doktorarbeiten achten.

Der dringt Wissenschaftsrat auf eine bessere Betreuung von Doktoranden. „Wir glauben, dass durch die Etablierung einer Kultur guter wissenschaftlicher Praxis und guter Betreuung viel erreicht werden kann“, sagte der Ratsvorsitzende Wolfgang Marquardt am Montag in Berlin.

In einem Positionspapier schlägt das Gremium vor, dass ein eigenes Promotionskomitee an den Unis die Doktoranden von Anfang an begleitet. Nicht nur Professoren, sondern auch erfahrene Doktoranden könnten dort den Anwärtern auf den Doktortitel helfen. Die gesamte Universität müsse auf die Qualität der Promotionen achten, forderte Marquardt. Nötig seien Modelle kollegialer Betreuung.

Da es heute vielfach keinen Überblick gebe, wer an einer Universität überhaupt promoviere, solle den Doktoranden ein spezieller, einheitlicher Status gegeben werden. Die Zahl der Noten solle zudem auf „Bestanden“ und „Mit Auszeichnung“ begrenzt werden. Trotz mehrerer möglicher Noten vergäben die Unis heute überwiegend „Mit Auszeichnung“ oder „Sehr gut“, sagte Marquardt.

Die Gefahr einer nicht sauberen Einhaltung der Wissenschaftsstandards sei höher bei externen Doktoranden, die bereits im Beruf stünden, sagte Marquardt. Hier erhofft sich der Wissenschaftsrat Abhilfe, indem die Betroffenen stärker in Arbeitsgruppen eingebunden werden.

Der Ratsvorsitzende wandte sich dagegen, Doktoranden unter Generalverdacht zu stellen. Die überwiegende Zahl halte sich an die Standards. Dennoch sei der Aufruf an die Universitäten jetzt angebracht, das Thema ernster zu nehmen. Das Wissenschaftssystem müsse die Verantwortung selbst wahrnehmen. Neue Rechtsstandards würden nicht angestrebt.

Marquardt machte wenig Hoffnung, dass Plagiate durch eine Umsetzung der Vorschläge ganz verhindert werden könnten. „Sie wissen, dass solche Probleme nie gelöst werden“, sagte er. „Einzelfälle wird es auch bei der besten Qualitätssicherung immer geben.“ Aber das Ziel müsse sein, diese auf ein Minimum zu verringern.

Der Wissenschaftsrat berät Bundesregierung und Länder in Fragen von Hochschulen, Wissenschaft und Forschung.