Ermittlungen: Braunes Terroristen-Trio in NRW aktiv - neue Spur nach Köln
Für die Sicherheitsbehörden könnte der Fall zum Alptraum werden.
Berlin/Düsseldorf. Rechtsterroristen des „Nationalsozialistischen Untergrunds“ touren jahrelang unerkannt durch Deutschland. Sie töten offenbar gezielt Ausländer und eine Polizistin, rauben Banken aus. Für die Sicherheitsbehörden, vor allem den Verfassungsschutz, könnte der Fall zum Alptraum werden.
Am Montag kam auch der Verdacht auf, sie seien für einen weitere Anschlag in Köln verantwortlich, bei dem eine Deutsch-Iranerin 2001 durch eine Sprengfalle schwer verletzt worden war. Das teilte ein Sprecher des nordrhein-westfälischen Innenministeriums in Düsseldorf mit.
Die toten Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos sowie die festgenommene Beate Zschäpe sollen Mitglieder der Terrorgruppe „Nationalsozialistischer Untergrund“ gewesen sein. Zwischen 2000 und 2006 sollen sie acht ausländische Kleinunternehmer erschossen haben. Die Tatwaffe fanden die Ermittler in ihrem Haus in Zwickau.
Das Haus soll Beate Zschäpe am 4. November angezündet haben. In einem Wohnmobil in Eisenach fanden die Ermittler am selben Tag die Leichen der beiden Männer. Sie sollen sich dort selbst getötet haben. Dabei fanden die Beamten auch die Dienstpistole einer Heilbronner Kollegin, mit der diese 2007 erschossen wurde.
Offensichtlich ja. Die Bundesanwaltschaft geht davon aus, dass alle vier Verdächtigen einer Terrorgruppe namens „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU) angehören. Das Trio hatte bereits in den 90er Jahren in Jena Kontakt zum rechtsextremen „Thüringer Heimatschutz“.
Auf DVDs, die in dem Zwickauer Haus gefunden wurden, bekannten sich die Männer zu den Morden. Im Video erklären sie auch, ihre Gruppe sei ein „Netzwerk von Kameraden mit dem Grundsatz Taten statt Worte“.
Das bleibt ein Rätsel. Ein Banküberfall der beiden Männer war kurz vor ihrem Tod missglückt. Danach hatte ein Streifenwagen das Wohnmobil der Flüchtigen entdeckt, in dem sie sich versteckten, und Verstärkung angefordert. Vermutlich hörten die Männer den Polizeifunk ab und sahen keinen Ausweg als den Suizid.
In dem Bekenner-Video sollen sich die Männer auch für einen Nagelbombenanschlag a
Das muss noch geklärt werden. Klar ist, dass das Neonazi-Trio in Jena schon in den 90er Jahren unter Beobachtung stand. Aus Sicherheitskreisen ist die Vermutung zu hören, dass die später untergetauchte Gruppe vom Verfassungsschutz eine neue Identität erhielt und dann als Informant in der rechten Szene geführt wurde.
Politiker werfen dem Verfassungsschutz vor, versagt zu haben. Der Vorsitzende des für die Nachrichtendienste zuständigen Kontrollgremiums des Bundestages, Thomas Oppermann (SPD), will eine Sondersitzung einberufen. Darin soll geklärt werden, was die Behörden wussten.
Der Verfassungsschutz geht in seinem aktuellen Bericht, der sich auf 2010 bezieht, von 25 000 Rechtsextremisten aus. Im Vergleich zu 2009 sank ihre Zahl um 1600. Als gewaltbereit werden allerdings rund 9500 davon eingeschätzt — 500 mehr als 2009.
Köln/Düsseldorf. Beim Nagelbombenanschlag in der Kölner Keupstraße waren am 9. Juni 2004 22 Menschen verletzt worden. Da es kein Bekennerschreiben gab, tippten die Ermittler zunächst auf eine Abrechnung im kriminellen Milieu. Zwei Jahre nach der Tat erklärte die Kölner Staatsanwaltschaft, „dass ein ausländerfeindlicher Hintergrund auszuschließen ist“.
Nach Ermittlungsergebnissen der Polizei war die Bombe aus Schwarzpulver, Nägeln und einer Gasflasche selbst gebaut worden. Die zehn Zentimeter langen und drei Millimeter dicken Eisennägel wurden durch die Wucht der Detonation zu Geschossen, durchschlugen Auto-Karosserien und zerfetzten Glasscheiben.
Am 28. Juli 2000 wurden am Düsseldorfer S-Bahnhof Am Wehrhahn zehn Menschen, die meisten jüdischer Abstammung aus Osteuropa, durch einen Anschlag schwer verletzt. Eine junge Frau verlor ihr ungeborenes Baby. Eine umgebaute Handgranate war in einer Plastiktüte versteckt worden und explodierte, als die Gruppe die Stelle passierte.
Über die Täter tappt die Polizei immer noch im Dunkeln, obwohl 1400 Zeugen vernommen und 300 Spuren verfolgt wurden.