Buch-Präsentation "Endspurt" Wolfgang Bosbach: Ein Buch und Ansichten vor dem Abschied
Der CDU-Innenpolitiker zieht sich zurück, aber nicht im Zorn.
Berlin. Lässig, beide Hände in den Hosentaschen, so steht Wolfgang Bosbach (CDU) da auf dem Cover. Und natürlich ein Einstecktuch im Sakko. "Endspurt" heißt das Buch, ein Interviewband. Der CSU-Ehrenvorsitzende Edmund Stoiber stellt es am Dienstag in Berlin vor. Zwei konservative Brüder im Geiste, beide Mitglieder im Verein für deutliche Aussprache, beide viel gebuchte Talkshow-Gäste, Bosbach sogar Talk-König. Eigentlich unterscheide sie beide nur, sagt Stoiber in einem seltenen Anflug von Selbstironie, das Bosbach freiwillig gehe.
Freilich, es gibt noch mehr Unterschiede. Wolfgang Bosbach hat es mit seiner fröhlichen und direkten Art zum bekanntesten und wohl auch beliebtesten Bundestagsabgeordneten Deutschlands gebracht, und zwar ohne je Minister geworden zu sein. Was er übrigens offen bedauert. Als Angela Merkel (CDU) ihm 2005 mitteilte, dass er weder Innenminister noch Fraktionschef werde, sei er schon enttäuscht gewesen. "Wir beide hatten danach eine, sagen wir mal, freimütige Aussprache." Danach war es mit dem Ministeramt für immer vorbei, nur der Vorsitz des Innenausschusses blieb.
Trotzdem, kein böses Wort über Merkel. Nachkarten ist seine Sache nicht, und das ist doch etwas ganz anderes als bei Edmund Stoiber, über den es in der Union derzeit heißt, sein Engagement gegen die Kanzlerin habe mittlerweile schon "etwas Zerstörerisches". Bosbach zum Beispiel sagt, dass er Merkels Entscheidung zur Öffnung der Grenze für Flüchtlinge aus Ungarn im letzten Jahr aus humanitären Gründen richtig fand, nur dass man danach sofort wieder zu einem geregelten Verfahren hätte kommen müssen.
Stoiber hingegen betont, er hätte so nicht entschieden, sondern erst den Konsens in Europa gesucht, ganz besonders mit den kleinen europäischen Ländern. Und dann schildert der Bayer lang und breit, warum Merkels Vorgehen dazu geführt habe, Europa in der Flüchtlingsfrage zu spalten.
Bosbach kandidiert nach 22 Jahren nicht mehr für den Bundestag, als Grund gibt er seine Krebserkrankung an, an der er seit sechs Jahren leidet, aber auch, dass er nicht als Don Quichote der Politik enden wolle, der einsam gegen Windmühlen kämpft. Der Bergisch Gladbacher ist als Abweichler bekannt geworden, das begann schon bei der Griechenland-Rettung, die er falsch fand. Kanzleramtschef Ronald Pofalla sagte damals zu ihm, er könne seine "Fresse" nicht mehr sehen.
Das findet Bosbach im Nachhinein nicht so schlimm, es sei nur "ein Vulkanausbruch in einer besonderen Situation" gewesen. Ärgerlicher ist er über den Satz des amtierenden CDU-Generalsekretärs Peter Tauber, es gebe welche, die machten aus ihrem Abweichlertum "ein Geschäftsmodell". So etwas geht Bosbach an die Ehre, und da hört es für den jetzt 64jährigen auf. "Eine Unverschämtheit", sagt er. In keiner einzigen Frage vertrete er eine Position, die früher nicht auch einmal die der CDU war. Und er werde immer CDU-Mitglied bleiben.
Trotzdem ist jetzt Schluss mit der aktiven Politik. "Ich möchte wirklich nicht auf Dauer die Kuh sein, die quer zum Stall steht." Das übrigens ist eine Aussage, die Stoiber wohl nie und nimmer treffen würde.