Wowereit lehnt Rente mit 67 derzeit ab
Berlin (dpa) - Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) hält eine Rente mit 67 derzeit für falsch. „Denn die Realität in den deutschen Unternehmen sieht anders aus“, sagte Wowereit in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa.
„Man findet kaum jemanden, der mit über 60 Jahren noch arbeitet. So lange die alte Altersgrenze von 65 Jahren nicht erreichbar ist, bleibt die Diskussion um deren Heraufsetzung bigott und greift zu kurz.“
Wowereit forderte ein sozial ausgewogenes und finanzierbares Rentenkonzept. Der Beschluss auf dem jüngsten SPD-Bundesparteitag, die Rente nicht auf jetzigem Niveau zu stabilisieren, sei richtig gewesen. „Das kann heute keiner garantieren. Das ist die Frage eines geschlossenen Systems und nicht eines Einzelaspekts. Entscheidend, um Altersarmut zu vermeiden, sind vernünftige Löhne, die im Erwerbsleben gezahlt werden“, betonte der SPD-Bundes-Vize. Deshalb kämpfe die SPD für einen Mindestlohn von 8,50 Euro.
„Wer mit einer 40-jährigen Erwerbsbiografie nicht in der Lage ist, ein vernünftiges Rentenniveau zu erreichen, hat keinen ausreichenden Lohn bekommen.“ Die Rentendiskussion sei deshalb nicht vom Arbeitsmarkt zu trennen. Es gehe also nicht allein um die Frage des Renteneintrittsalters oder der Rentenhöhe.
„Wir brauchen ein geschlossenes System, das auch die demografischen Auswirkungen und die Finanzierung berücksichtigt“, so Wowereit. „Wir sollten uns generell darauf konzentrieren, Menschen berufliche Perspektiven zu lassen, auch wenn sie älter als 60 Jahre alt sind. Und zum zweiten müssen wir ihnen gute Löhne zahlen, damit auch eine vernünftige Rente dabei raus kommt.“ Die Bundes-SPD werde dazu bis zum nächsten Parteitag im November einen Vorschlag machen.