Wulff-Abschied mit Pauken, Protest und Vuvuzelas
Der Große Zapfenstreich für Christian Wulff ist von seinen Gegnern mit lautem Getöse und Gehupe gestört worden.
Berlin. Falls es Christian Wulff gelockt haben sollte, in seiner Abschiedsrede zurückzuschlagen, gegen die, die ihn seit Monaten mit Häme und Kritik überschütten, dann hat er der Versuchung widerstanden. Sogar ein Hauch von Humor war zu spüren, als der jüngste Ex-Bundespräsident der Republik den Dichter Wilhelm Busch zitierte — mit dem berühmten Satz: „Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt.“ Eigentlich habe er sich so einen Abschied ja für 2015 vorgestellt, aber erstens . . .
Enttäuscht wurden auch die, die ein Wort zum umstrittenen Ehrensold und zu den Pensionsansprüchen erwartet hatten. Dazu schwieg sich Wulff in seiner kurzen Ansprache aus.
Und dann ging’s in den Schlosspark zum Großen Zapfenstreich. Der Himmel war noch nicht lange dunkel, die Fassade von Schloss Bellevue festlich beleuchtet. Für genau 200 geladene Gäste war auf dem Rasen Platz auf schlichten Stühlen. Es war richtig kalt. Wulff kam mit Frau Bettina und dem Sohn Linus erst eine gute Stunde zuvor aus Hannover. Der Abschied im Schloss fand ohne Öffentlichkeit statt.
Dann das Zeremoniell, Takt für Takt präzise festgelegt. Ein Spielmannszug und das Musikkorps der Bundeswehr führten den Zapfenstreich aus. Oberstleutnant Volker Wörrlein, Chef des Stabsmusikkorps, hat den Ablauf schon oft exerziert.
Es waren nicht viele, die dem Bundespräsidenten a.D. Respekt erwiesen. Bundesratspräsident Horst Seehofer tat es am Donnerstag auf eine Weise, die Wulff gefallen haben dürfte. „Wichtig war Ihnen der Zusammenhalt in unserer Gesellschaft — zwischen Arm und Reich, Alt und Jung, Behinderten und Nichtbehinderten, Ost und West, Einheimischen und Zugewanderten“, sagte er. Begeisterung sieht anders aus. Kanzlerin Angela Merkel und das politische Berlin mussten diesen Abschied hinter sich bringen — irgendwie.
Vor dem Schloss machten einige hundert Wulff-Gegner ihrem Ärger mit Triller-Pfeifen und Vuvuzela-Tröten Luft. Der ohrenbetäubende Lärm war auch im Garten des Präsidialamtes laut zu hören — solche Proteste gab es bei Politiker-Abschieden in der jüngeren Geschichte noch nie.