#NetzFragtMerkel YouTube-Star LeFloid interviewt Kanzlerin Merkel
Berlin (dpa) - Mit diesem Aufeinandertreffen hätte wohl keiner so bald gerechnet. Der YouTube-Star Florian Mundt, alias LeFloid, interviewt heute Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU).
Für beide ist das Treffen „Neuland“: Merkel hat sich noch nie von einem YouTuber interviewen lassen, Mundt dagegen ist nicht für Interviews bekannt, vor allem nicht mit Spitzenpolitikern.
Der 27-Jährige ist allerdings eine Stimme der Generation, die kaum noch Zeitung liest, Radio hört, „Tagesschau“ oder „Heute-Journal“ sieht. „LeFloid schafft es wie kaum ein anderer deutscher YouTuber, mit seinem jungen Publikum auch über politische Sachverhalte zu diskutieren“, sagt ein Regierungssprecher zur Begründung, warum genau Mundt das Interview führen soll.
Im Mittelpunkt seines Kanals steht das Format „LeNews - Action News. Aber hart!“: Hier kommentiert der Berliner zweimal wöchentlich aktuelle Geschehnisse aus Weltpolitik, Wissenschaft oder Popkultur. Er beschreibt die Themenauswahl so: „Es passiert viel in der Welt! Egal ob lustig, furchtbar, zum Schreien, oder einfach Unfassbares. Lasst uns drüber sprechen!“ In seinen Videos zu diesen Themen lacht, schreit, verzweifelt, gestikuliert Mundt und kommentiert, mitunter auch flapsig, was ihn bewegt.
Seine Zuschauer fordert er in jedem Video mehrmals zu Kommentaren auf - täglich bekommt er davon nach eigener Aussage rund 15 000. Einem Teil davon antwortet er. 2,6 Millionen Menschen haben seinen Hauptkanal abonniert, jedes seiner Videos wird durchschnittlich rund eine Million mal angesehen. Mundt betreibt seinen Channel seit 2007.
Zum Vergleich: Der YouTube-Kanal der Bundesregierung, den es ebenfalls seit 2007 gibt, hat knapp 13 000 Abonnenten. Der Merkel-Podcast „Die Kanzlerin direkt“ erreicht dort zwischen 300 und 3000 Klicks - bei kontroversen Themen wie dem Freihandelsabkommen TTIP auch mal 8900. Allerdings ist YouTube nicht die einzige Plattform, auf der Merkel ihre Podcasts hochlädt.
Aufhänger für das Interview ist der Bürgerdialog der Bundesregierung „Gut leben in Deutschland“, der im April gestartet wurde. „LeFloid wird mit der Kanzlerin darüber sprechen, was jungen Menschen in Deutschland wichtig ist“, steht auf der Facebook-Seite der Regierung.
Die Fragen, die Mundt der Kanzlerin stellen wird, kommen aus der Community. Unter dem Hashtag #NetzfragtMerkel kann jeder Fragen an die Kanzlerin einreichen. Dabei sind zum Beispiel Fragen zur Bestrafung von Urheberrechtsverletzungen, Legalisierung von Cannabis, der Gleichstellung der Homo-Ehe oder auch Persönliches.
„Die Fragen, wie das bei Interviews so üblich ist, wird LeFloid selber aussuchen.“ Sagt zumindest Regierungssprecherin Christiane Wirtz. Das Bundespresseamt nehme auch keinen Einfluss auf den Schnitt und die Gestaltung des Videos, steht auf der Facebook-Seite der Bundesregierung.
Seit Februar ist die Bundesregierung auf Facebook, so gut wie jeder Schritt von Merkel wird dort festgehalten. Die Regierung wolle der Tatsache Rechnung tragen, dass 28 Millionen Deutsche über Facebook erreichbar seien, hatte Regierungssprecher Steffen Seibert erklärt. 28 Millionen Menschen - das klingt verlockend, zumal dort ohne Umwege, ohne Kontrolle durch die Medien und ohne Platzbeschränkung direkt an die Bürger gesendet werden kann.
Es gibt Fotos, Videos, Grafiken, Hintergrund-Material, Informationen und professionelle Antworten eines Redaktionsteams auch auf wüste Beschimpfungen und spitze Kommentare.
In Merkels Wahlkämpfen spielten die sozialen Medien bisher aber nur eine geringe Rolle. Die intensive Nutzung hat sich bei ihr erst in dieser Wahlperiode entwickelt. „Das Internet ist für uns alle Neuland“, hatte die CDU-Vorsitzende im Bundestagswahlkampf 2013 noch gesagt. Mit dem LeFloid-Interview betritt sie nun einen weiteren Teil dieses Neulands.