Zentralrat: KZ-Besuch in Lehrplan
Präsident Graumann fordert Einsatz gegen das Vergessen.
Berlin. Der Besuch von Konzentrationslagern oder anderen Gedenkstätten zur Erinnerung an den Holocaust sollte für Schüler nach Ansicht des Zentralrats der Juden zur Regel werden. „Wer wirklich eine solche Stätte besucht, der wird zumeist sein Leben lang immunisiert sein gegen Antisemitismus oder Rassismus“, sagte Zentralrats-Präsident Dieter Graumann.
Je größer der zeitliche Abstand zur Nazi-Zeit werde, desto wichtiger sei es, die Erinnerung durch persönliche Anteilnahme wachzuhalten. Graumann bedauerte, dass die deutsche Fußball-Nationalmannschaft, die gerade für viele junge Menschen eine Vorbildfunktion einnehme, bei der EM im Sommer in Polen nicht geschlossen und öffentlichkeitswirksam Auschwitz besucht habe — ganz anders als etwa die Teams aus Italien oder England.
Bei seinem Amtsantritt im November 2010 hatte sich Graumann das Motto „Mehr Gestalten als Meckern“ zum Ziel gesetzt. Dies sei ihm bisher aber nur zum Teil gelungen, räumte er zur Halbzeit seiner vierjährigen Amtsperiode ein. Hauptgrund seien die zahlreichen öffentlichen Debatten gewesen — vom israelkritischen Gedicht von Günter Grass über die Diskussion zur religiösen Beschneidung bis zum aktuellen NPD-Verbotsverfahren. „Es ist nun einmal unsere Aufgabe, uns leidenschaftlich einzuschalten. Popularitätswettbewerbe wird der Zentralrat daher niemals gewinnen“, sagte Graumann.
Das deutsch-jüdische Verhältnis sei viel weniger verkrampft, von einer „Normalisierung“ könne aber trotzdem noch nicht gesprochen werden, meinte Zentralrats-Präsident Graumann. „Wir sind aber im Transit und gut unterwegs. Es wird jedoch noch ein ganzes Stück gehen, bis wir angekommen sind.“ Dies gelte auch für das Verhältnis zum Staat Israel, den viele Deutsche in Umfragen als Bedrohung für den Weltfrieden empfänden — oft sogar noch vor dem Iran. dpa