Zwickauer Zelle: Verbindung zu Duisburg-Anschlag?
Duisburg/Köln/Berlin (dpa) - Die Duisburger Staatsanwaltschaft überprüft einen acht Jahren alten Mordanschlag auf Spuren zur Zwickauer Neonazi-Terrorzelle. Das sagte Sprecher Detlef Nowotsch am Samstag und bestätigte insoweit einen Bericht der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“ (WAZ).
Bei dem Anschlag war ein türkischstämmiger Gastwirt schwer verletzt worden. Zum Nagelbombenanschlag in Köln, bei dem im Juni 2004 in einer vor allem von Türken bewohnten Straße 22 Menschen durch eine Nagelbombe verletzt worden waren, soll es neue Hinweise geben: Das Bundeskriminalamt hat laut „Focus“ Hinweise auf eine Urheberschaft des Terror-Trios gefunden. Die Dateinamen von Videosequenzen auf dem Computer von Beate Zschäpe wiesen auf ihre mutmaßlichen Mittäter Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos hin, schreibt das Nachrichtenmagazin.
Zur Mordserie des Trios wird es aller Voraussicht nach einen Bundestags-Untersuchungsausschuss geben. Die SPD-Fraktion wolle einem entsprechenden Antrag der Grünen zustimmen, sagte ein Sprecher am Samstag auf Anfrage. Er bestätigte damit einen Vorabbericht der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“. Der Ausschuss soll unter anderem ein Versagen der Sicherheitsbehörden bei der Verfolgung der Terrorzelle und der Aufklärung ihrer Straftaten - darunter zehn Morde und mehrere Banküberfälle - untersuchen.
Dem Bericht zufolge könnte der Untersuchungsausschuss um Ostern herum seine Arbeit aufnehmen. Es sei zu erwarten, dass auch die Koalitionsparteien der Einsetzung des Ausschusses zustimmten, schrieb die „FAS“ weiter. Die Linkspartei ist ohnehin dafür.
Unterdessen üben die Anwälte der mutmaßlichen Rechtsterroristin Zschäpe neue Kritik an den Haftbedingen ihrer Mandantin. „Spiegel online“ berichtete, die 36-Jährige leide in der Untersuchungshaft in der Haftanstalt Köln-Ossendorf an Erschöpfung. Nächtliche Dauerbeleuchtung, Durchsuchungen sowie Bespuckungen und Drohungen durch andere Insassen setzten ihr zu. Außerdem könne sie nicht ungehindert mit ihren Anwälten telefonieren.
Anstaltsleiterin Angela Wotzlaw räumte die Bedingungen teilweise ein. „Frau Zschäpe wird aber keinen besonderen Haftbedingungen ausgesetzt“, sagte sie am Samstag der dpa. Wie viele andere suizid-gefährdete Häftlinge auch, werde sie spätestens alle 15 Minuten beobachtet. Dazu müsse kurz das Licht eingeschaltet werden. „Das ist durchaus eine Belastung.“
Telefonieren könne Zschäpe täglich, nur nicht mehrfach am Tag. Zellendurchsuchungen seien bei allen Häftlingen Pflicht, auch bei kleinen Dieben. Spucken während des Hofganges sei vorgekommen. Die Häftlinge würden entsprechend bestraft. Zschäpe könne sich aber beim Hofgang vom Zellentrakt fernhalten.
Der Kölner Anwalt Wolfgang Heer hatte bereits Ende 2011 Beschwerde gegen die U-Haft eingelegt. Nach den ihm vorliegenden Akten bestehe kein dringender Tatverdacht wegen Gründung beziehungsweise Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung, hatte er erklärt. Der 36-Jährigen wird vorgeworfen, mit Böhnhardt und Mundlos, die inzwischen tot sind, den „Nationalsozialistischen Untergrund“ (NSU) gegründet und mehrere Morde an türkisch- und griechischstämmigen Kleinunternehmen sowie einer Polizistin begangen zu haben.
Ob es eine Verbindung der Zelle zum Duisburger Mordfall gibt, ist noch offen. Im Dezember 2003 war das Opfer in eine Selbstschussfalle gefahren. Er überfuhr einen Draht, der einen in der Nähe aufgebauten Schussapparat auslöste. Der Mann überlebte schwer verletzt. Laut „WAZ“ wurde ein ähnlicher Apparat in dem Haus in Zwickau gefunden, das Zschäpe angezündet hatte.