Düsseldorf. Der Allgemeinmediziner Eckhard Schreiber-Weber aus Bad Salzuflen gehört zu den Gründungsmitgliedern des Vereins Mezis - Initiative unbestechlicher Ärzte. Die Abkürzung steht für "Mein Essen zahl’ ich selbst". Wir sprachen mit ihm über die Beeinflussung von Ärzten.
Schreiber-Weber: Das ist ein Unding. Kriterium für eine Einweisung in eine Klinik darf nur das Wohl der Patienten sein. Das heißt, der Arzt sollte nur nach fachlichen Kriterien entscheiden. Ich fürchte auch, dass es nur die Spitze des Eisbergs ist. Insbesondere für die privaten Kliniken geht es vor allem um die Rendite. Der Fall zeigt wieder, dass Wettbewerb nichts im Gesundheitswesen zu suchen hat.
Schreiber-Weber: Unser Ziel ist, dass Ärzte beispielsweise die Verschreibung von Medikamenten am Wohl ihrer Patienten ausrichten. Wir Mediziner sitzen an der Schnittstelle zwischen den Pharmakonzernen und den Patienten und sind daher von großem Interesse für sie. Die Unternehmen geben viel Geld dafür aus, um hier Einfluss zu nehmen. Wir wollen die Ärzte dafür sensibilisieren, dass sie nicht unabhängig in ihren Entscheidungen sind, wenn sie sich beispielsweise zum Essen einladen lassen oder Geschenke annehmen.
Schreiber-Weber: Nein. Die Unternehmen sind in ihren Einflussmöglichkeiten flexibler geworden. Aufgrund von Gesetzesänderungen dürfen Ärzte heute beispielsweise keine großen Geschenke wie Reisen mehr annehmen. Sie unterschätzen aber oft, wie entscheidend schon der persönliche Kontakt ist, ein kleines Geschenk oder eine Einladung zum Essen. Das hat den psychologischen Effekt, dass man sich revanchieren will - und dann verstärkt das Medikament des Unternehmens verschreibt.
Schreiber-Weber: Das sind sogenannte Anwendungsbeobachtungen - und die haben rein gar nichts mit seriösen Studien gemein. Es handelt sich da meistens um teure Präparate, die keinen zusätzlichen medizinischen Nutzen haben. Da geht es nur um Marketing.
Schreiber-Weber: Der allergrößte Teil der vorgeschriebenen Fortbildungen wird von den Unternehmen bezahlt oder veranstaltet. Unabhängige Weiterbildungen sind selten. Unsere Forderung ist, dass transparent gemacht wird, wenn beispielsweise das Honorar eines Referenten von einem Pharmakonzern bezahlt wird. Und wir sagen: Unabhängige Fortbildungen sollen nicht am Geld scheitern. Wir brauchen kein Luxushotel oder teure Essen. Außerdem muss ein Arzt auch bereit sein, selbst für eine Fortbildung zu zahlen. Man sollte nicht immer davon ausgehen, dass alles umsonst ist.
Schreiber-Weber: Natürlich. Sie erhalten häufiger neue Medikamente, die keinen Nutzen haben oder die gefährlich sind, weil sie zu wenig getestet wurden. Außerdem nehmen Medikamente einen zu großen Teil der Therapie ein. Nicht medikamentöse Behandlungen rücken zu oft in den Hintergrund, wie beispielsweise eine Umstellung der Ernährung.