Islamisten-Chef in Tunesien mit Jubel empfangen

Tunis/Paris (dpa) - Mehrere hundert Anhänger haben den Anführer der tunesischen Islamistenbewegung, Rached Ghannouchi, am Sonntag bei seiner Ankunft in Tunis begeistert empfangen. Der 69-Jährige hatte mehr als zwei Jahrzehnte in London im Exil verbracht.

Vor seiner Rückreise in die Heimat hatte Ghannouchi betont, dass er kein politisches Amt anstrebe. Mit dem gleichnamigen tunesischen Ministerpräsidenten ist der Islamistenführer nicht verwandt. Die tunesische Verfassung verbietet religiöse Parteien. Die Islamisten gelten in Tunesien als relativ schwach.

Seit der jüngsten Kabinettsumbildung hat sich die Lage in Tunesien einigermaßen beruhigt. Ministerpräsident Mohammed Ghannouchi hatte am Freitagabend in einer TV-Ansprache zur Rückkehr zur Normalität aufgerufen: „Die beiden größten Aufgaben sind der demokratische Wandel und das Wiederankurbeln des wirtschaftlichen Lebens.“

Die Zahl der Demonstranten, die seinen Rücktritt forderten, hat unterdessen abgenommen. Am Donnerstag hatten die meisten Vertreter der alten Garde nach tagelangen Protesten das Kabinett verlassen. Die Übergangsregierung soll das Land nach der Flucht des autoritären Ex-Präsidenten Zine el Abidine Ben Ali auf Neuwahlen vorbereiten.