Jetzt kühlen Kopf bewahren

Trotz der Schockstarre, die das gute Abschneiden der AfD bei den Wählern der etablierten Parteien ausgelöst haben mag, ist eine Panikreaktion gerade jetzt mehr als unangebracht. Denn zwei Dinge sind festzuhalten: Gegenüber 12,6 Prozent der Wähler, die ihr Kreuz am Sonntag bei den Rechtspopulisten gemacht haben, stehen immer noch satte 87,4 Prozent, die ihnen eine Absage erteilt haben.

Das AfD-Ergebnis ist keineswegs repräsentativ für die politische Großwetterlage in der Bundesrepublik — deshalb sollte man auch nicht auf jede plumpe Provokation einsteigen, mit der die Gaulands dieser Welt um Aufmerksamkeit buhlen. Zweitens hat der Großteil der AfD-Wähler in Umfragen zugegeben, dass es sich bei ihrer Wahlentscheidung eher um einen Ausdruck von Protest gehandelt hat, als dass die AfD sie mit Inhalten jenseits der Flüchtlingsdebatte überzeugt hätte. Digitalisierung? Rentenkonzept? Klimaziele? Fehlanzeige. Gleich an Tag Eins nach der Wahl stellte Frauke Petry mit ihrem Ausstieg aus der Fraktion einmal mehr unter Beweis, dass die AfD auch in Zukunft vornehmlich mit Selbstbespiegelung beschäftigt sein wird. Ihr Erfolg in den ostdeutschen Ländern ist nicht zuletzt ein Symptom, dass auch nach über einem Vierteljahrhundert der Wiedervereinigung bei vielen Bürgern im Osten noch eine Mauer im Kopf existiert. Für die neue Regierung ist es eine Herausforderung, diese Menschen abzuholen.